Beta-Faktor in finanzwirtschaftlicher Theorie

Der griechische Buchstabe ß, ein kleines Beta, bezeichnet das mit einer einzelnen Anlage verbundene, nicht mehr weiter diversifizierbare Risiko einer einzelnen Anlagemöglichkeit und rückt es in Relation zum Risiko des Marktportfolios aus. Beta ist daher ein Maß für das relative systematische Risiko. Die Bedeutung von Beta als Risikomaß liegt im Capital Asset Pricing Model (CAPM).

Das mit einer Anlage in Aktien verbundene Risiko wird seit der Definition von MARKOWITz innerhalb der Finanztheorie als Schwankungen der Rendite verstanden und daher mit der Streuung (Standardabweichung, Wurzel aus der Varianz) der Rendite gemessen.

Diese Rendite kommt durch die Käufe und Verkäufe an der Börse zustande. Selbstverständlich handeln die Investoren in der Regel rational: Käufe und Verkäufe, damit also die Kurse, spiegeln deshalb im Regelfall die „inneren“ Vorgänge der Untemehmung wieder. Diese, als Informationseffizienz bezeichnete Hypothese koppelt die „objektive“ Performance einer Unternehmung an die gelegentlich „subjektiv“ wirkenden Käufe und Verkäufe von Aktien.

Die Definition von Beta und das CAPM gehen auf SHARPE und die Zeit um 1965 zurück. Man betrachte die Rendite rk , die mit dem Kauf und dem Halten einer Aktie der Gesellschaft k für das kommende Jahr verbunden sein wird. Da diese Größe unsicher ist, soll die Bezeichnung noch mit einer Tilde versehen werden. Es handelt sich um eine Zufallsgröße, weil sie aus gewissen Informationen gewonnenes Wissen über die Wahrscheinlichkeitsverteilung der Rendite des kommenden Jahres angibt.

Generell ist Beta als eine Kennzahl zukünftiger, unsicherer Renditen definiert. Zur Schätzung werden jedoch historische Zeitreihen herangezogen und man nennt die berechneten Werte historische Betas. Dabei wurde versucht, zwischen Betas, die aufgrund „kurzfristiger“ Daten geschätzt worden sind, und „langfristigen“ Betas zu mitteln, um zu besseren Schätzungen für das eigentlich gesuchte zukünftige Beta zu gelangen.

Beispielsweise wurde entdeckt, daß sehr hohe historische Betas (größer als 1) die wahren Betas oft überschätzten, während sehr geringe Betas (kleiner als 1) das wahre Beta oftmals unterschätzten. Um solche Fehler auszugleichen, wurden Adjustierungen vorgeschlagen. Sie sind von Firmen entwickelt worden, die Finanzdaten anbieten, so von Blume, Bloomberg, Merill-Lynch, BARRA und anderen.

Weil Beta und das CAPM eine Bestimmung der Kapitalkosten erlauben, wurde das Konzept auf einzelne Investitionsprojekte übertragen, auch auf solche, die vielleicht als Teil einer Unternehmung nicht als Investitionsmöglichkeiten der Aktionärsöffentlichkeit direkt zugänglich sind. Die Frage, wie hoch die Kapitalkosten eines einzelnen Projekts seien, soll dann über die Bestimmung des jeweiligen Beta beantwortet werden.

Die immer wieder gestellte Frage lautet, wie das Beta eines Investitionsprojektes oder eines Unternehmensbereiches geschätzt werden kann, wenn dieser Teil nicht eigens an der Börse gehandelt wird und deshalb nicht über historische Kursänderungen Renditen berechnet werden können, deren Schwankungen dann auf Beta führen würden. Die Antwort: Es sind dann Analogieschlüsse zu empfehlen.

Das Beta einer Einzelanlage hängt zudem vom Marktportfolio ab. Das Marktportfolio ist ein Konstrukt der Theorie und in der Praxis muß ein „Proxy“ gewählt werden. Man wird einen „Marktindex“ wählen, doch bieten sich Indizes nationaler wie internationaler Märkte. Auch ist zu sehen, daß die bekannten Indizes praktisch nur die großen Aktiengesellschaften als Anlagen berücksichtigen, während viele Investoren Investitionen halten, die hierunter nicht erfaßt sind.


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