Betriebsvergleich im Handel ist der Vergleich betrieblicher Vorgänge, Entwicklungen und Zustände innerhalb eines Handelsbetriebes (innerbetrieblicher Vergleich) oder zwischen verschiedenen Handelsbetrieben (zwischenbetrieblicher Vergleich). Der innerbetriebliche Vergleich wird in Form eines Zeitvergleichs oder in Form eines Soll-Ist-Vergleichs durchgeführt. Basis des Zeitvergleichs sind Ist-Zahlen, d.h. bestimmte betriebliche Größen werden zu verschiedenen Zeitpunkten bzw. innerhalb verschiedener Zeiträume betrachtet. Beim Soll-Ist-Vergleich gehen die Vergleichsobjekte mit Soll- oder Planwerten und den korrespondierenden Ist-werten in die Betrachtung ein.
Die wesentlichen Formen des zwischenbetrieblichen Vergleichs sind der Vergleich von Betrieben desselben Wirtschaftszweiges, der im Handel von großer Bedeutung ist, und der Vergleich von Betrieben verschiedener Wirtschaftszweige. Bei der erstgenannten Kategorie werden Ergebnis- bzw. Erfolgsgrößen verschiedener Betriebe, z.B. von Filialen einer Handelskette, Anschlusshäusern einer Verbundgruppe, zum gleichen Zeitpunkt oder in einem gleichen Zeitraum gegenübergestellt. Ein wichtiges Ziel der zwischenbetrieblichen Vergleiche ist die Information über betriebliche Gegebenheiten in anderen Betrieben. Dabei sind an ein derartiges System von Kennzahlen folgende Anforderungen zu stellen (Kennzahlensysteme im Handel):
Die Basisdaten müssen schnell dem Rechnungswesen der Betriebe zu entnehmen sein.
Die Erhebungs- und Auswertungssysteme sollten flexibel sein und jederzeit evtl. Veränderungen in der Branche angepasst werden können.
Die Ergebnisse müssen übersichtlich, verständlich und vertraulich, also unter anonymen einzelbetrieblichen Kennnummern den Teilnehmern zur Verfügung gestellt werden.
Die Ergebnisse sollten von neutraler, objektiver Stelle erarbeitet werden.
Die Kosten eines zwischenbetrieblichen Vergleichs sollten sich in vertretbaren Grenzen bewegen.
Durch zwischenbetriebliche Vergleiche kann einem Handelsunternehmen aufgezeigt werden, in welchen Bereichen leistungsbedingte Unterschiede bestehen, womit Orientierungshilfen für die Festlegung von Zielen, die Aufstellungen von Plänen, die Kontrolle der Leistungen, Kosten und Erträge geschaffen werden (Benchmarking).
Derartige Vergleichsrechnungen stellen eine wichtige informatorische Grundlage zur Unternehmenssteuerung im Handel dar; dies gilt insb. in Unternehmen des Einzelhandels. Methodische Entwicklungen, so im Bereich der multivariaten Statistik (z.B. Clusteranalyse und Multidimensionale Skalierung), und informations- und kommunikationstechnologische Entwicklungen ermöglichen eine Verbesserung der Aussagefähigkeit der Ergebnisse. Multivariate statistische Verfahren, die sowohl unternehmensdemographische Merkmale als auch Umweltmerkmale (z.B. Marktpotenzial des Verkaufsgebietes) berücksichtigen, führen zu einer Gruppenbildung mit hoher Trennschärfe; Homogenitätsmaße der Gruppen lassen Aussagen über die Vergleichbarkeit der Betriebe zu.
Die Versorgung der Vergleichsrechnungen mit genormten, aufbereiteten Daten wird durch Electronic Data Interchange (EDI) bzw. neuere technologische Entwicklungen im Bereich des Internets zwischen den Filialen und der Zentrale einer Handelskette oder den Anschlusshäusern einer Verbundgruppe und der Gruppenzentrale in mehrfacher Hinsicht verbessert ( Efficient Consumer Response). Ohne zusätzlichen Erfassungsaufwand können Daten dezentraler operativer Systeme, z.B. Warenwirtschaftsdaten, genutzt werden. Dieser Rationalisierungseffekt führt zu einer Erhöhung der Akzeptanz von Vergleichsrechnungen, dies gilt insb. in kooperativen Gruppen. Der durch die Technologie ermöglichte höhere Aktualitätsgrad der Daten trägt über die so verbesserte Aussagefähigkeit der Ergebnisse ebenfalls zur Überwindung von Akzeptanzbarrieren bei. Weder methodische noch technologische Entwicklungen sind jedoch allein in der Lage, Barrieren zu überwinden, die in der Basisbereitschaft der Unternehmen liegen, ihre internen Daten für Vergleiche offen zu legen.