Citizen-Value

Der Begriff des Citizen-Value etabliert eine Leitidee für die Maßnahmen der staatlichen Verwaltung als Handlungsimperativ. Die Leistungen sollen effizient produziert, bürgernah angeboten und transparent dargestellt werden.

Das Citizen-Value-Konzept basiert auf fünf Punkten:

1. Die öffentlichen Leistungen sollen effizient produziert,

2. hinsichtlich Umfang und Art bürgernah gestaltet

3. und über breite und offene Distributionskanäle zugänglich gemacht werden.

4. Zugleich soll die Tätigkeit und die Entscheidungsfindung der öffentlichen Verwaltungen transparenter werden

5. und die Finanzierung des Angebotes soll so gestaltet werden, daß sie allgemein als fair beurteilt wird und Akzeptanz findet.


Das Citizen-Value-Konzept bildet den Kern des New Public Management, mit dem die Mängel der klassischen kameralistischen Verwaltung gemildert werden sollen. Das New Public Management möchte mit einem umfassenden Verwaltungscontrolling die Performance von Produktion und Distribution bei Infrastrukturleistungen verbessern, um so Demokratie und Effizienz wirksam zu verbinden.

Früher wurde in der Finanzwissenschaft die Sicht vertreten, Einwohner eines Landes finanzierten die Staatsaufgaben generell und der Einzelne habe für seine Steuerzahlung keinen Anspruch auf eine konkrete Gegenleistung. Die Gestaltung von Art und Umfang der staatlichen Leistungserstellung Infrastruktur, öffentliche Güter, Verwaltung des Gemeinwesens oblag der demokratischen Willensbildung. Ober das politische System des Landes wurde sie in einen Auftrag an die öffentliche Verwaltung umgesetzt.

Bei diesem Verfahren ist der Einfluß des Bürgers auf den Output der Verwaltung gering. Oft kam es dazu, daß die staatliche Leistungserstellung gemessen an der Produktivität der privaten Wirtschaft ineffizient wurde. Die Kosten stiegen und selten wurde in die Verbesserung der Arbeitsprozesse investiert. Als Folge verfehlt das Leistungsangebot hinsichtlich der Qualität und der genutzten Angebotskanäle vielfach die Wünsche der Bevölkerung.

Gegenüber Forderungen, hier Verbesserungen einzuleiten, hat die öffentliche Hand stets vorgebracht, sie sei durch Gesetze und die Kameralistik gebunden. In der Tat ist das klassische kameralistische System durch vier Merkmale geprägt:

1. die Erfüllung des Versorgungsauftrags und die Treuepflicht der beteiligten Beamten, die durch ihr Dienstverhältnis dazu angehalten sind, Fehler zu vermeiden;

2. eine hohe Fertigungstiefe und geringe Standardisierung oder Marktgängigkeit der hinzu gekauften, eigens bestellten Vorleistungen;

3. juristische Nachprüfbarkeit und innovationsarmes, Risiken vermeidendes Verhalten;

4. Aufbrauchen einmal zugeteilter Budgets und Inputorientierung die Beamten orientierten ihr Verhalten an der Frage: welche Mittel haben wir und welche können ausgegeben werden?

Mit dem Citizen-Value-Konzept sollen möglichst marktgängige Lösungen eingeführt werden. Ansatzpunkte sind Produktion, Distribution und Finanzierung.

· In der Produktion sind die Abläufe und Prozesse zu optimieren (Reengineering).

· In der Distribution soll eine stärkere Orientierung am Output und eine deutliche Berücksichtigung des Bedarfs leiten.

· Bei der Finanzierung müssen Modelle in die Evaluation einbezogen werden, die für den öffentlichen Bereich bisher ungewohnt sind und vielleicht neue rechtliche Konstruktionen verlangen.

Anbieter von Infrastrukturleistungen sollen wie private Unternehmen es tun Rat von außen einholen. Insgesamt sollen Praxisvergleiche aus dem Wirtschaftsleben vorgenommen werden. Die Stichworte hierzu sind Best-Practices und Benchmarking.

Das Citizen-Value-Konzept verlangt nicht, alles zu deregulieren und die bisher gemeinschaftlich organisierte Infrastruktur einfach der Privatwirtschaft zu überlassen. Idee ist eher, die Privatwirtschaft nachzuahmen. Das bedeutet, von der Privatwirtschaft zu lernen und zu übertragen, was übertragbar ist. Natürlich können die Perspektiven des New Public Management nicht über Nacht Realität werden, weshalb die Umsetzung noch einige Zeit auf sich warten lassen dürfte.

Frühe Ansätze zur Verbesserung der Performance des Staats und der Kommunen als Anbieter von Leistungen basieren auf Kosten-Nutzen-Analysen. Der Citizen-Value-Ansatz jedoch geht tiefer und ist umfassender als die Anfertigung einer Kosten-Nutzen-Analyse für ein Projekt. Beispielgebende Vorbilder sind in Großbritannien die Citizen Charter und in den USA der Government Performance Result Act. In Deutschland gewinnt das kommunale Benchmarking zunehmend an Bedeutung, so beispielsweise der von der Bertelsmann-Stiftung geförderte kommunale Leistungsvergleich.


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