Finanzanalyse: Inhalte und Ablauf

Viele Menschen denken, es sei im Portfoliomanagement durch genaue Beobachtung der Marktsituation möglich, Zeitpunkte zu bestimmen, die entweder für einen Einstieg in die Börse oder für einen (zumindest temporären) Ausstieg sprechen. Investitionsstrategien, die darauf abheben, werden als Timing oder als Market-Timing bezeichnet.

Ebenso denken viele Anleger daß sich immer wieder einzelne Wertpapiere identifizieren lassen, die unterbezahlt oder überbezahlt sind. Angenommen, solche Differenzen zwischen dem Kurs (Preis) und dem Wert würden sich im Laufe der Zeit ausgleichen, dann sollte ein Portfoliomanager als unterbezahlt identifizierte Wertpapiere kaufen und überbezahlte Wertpapiere verkaufen. Das entsprechende Vorgehen wird als Selektion oder als Titelselektion bezeichnet. Zur Selektion müssen insbesondere Wirtschaftssektoren und Aktiengesellschaften bewertet werden.

Finanzanalyse (oder kurz Analyse) dient der Bewertung von Investitionsmöglichkeiten und bezeichnet alle Tätigkeiten, die der Beschaffung und Aufbereitung von Informationen über Finanzmärkte, über Währungsgebiete, über Wirtschaftssektoren und über einzelne Unternehmen dienen und die das Ziel haben, dem Portfoliomanager in einem Report Hinweise zum Markt-Timing und zur Titelselektion zu geben.ss
Die Analysten spezialisieren sich.

Personen, die eher aus einer volkswirtschaftlichen Perspektive ganze Wirtschafts- oder Währungsgebiete im Hinblick auf die Frage beurteilen, ob sich dort empfehlenswerte Investitionen bieten, untersuchen die Zinssätze, die Inflationsrate, Länderrisiken, politische Risiken, die Konjunktur, die Fiskalpolitik und die Geldpolitik. Diese Form der Analyse wird vielfach als Research bezeichnet.

Bei der Beurteilung von Unternehmen als Investitionsobjekt sind eher betriebswirtschaftliche Aspekte dominant. Stichworte sind hier die Unternehmensgewinne, das Unternehmenswachstum, sowie Daten über neue Produkte und Berichte (Equity-Stories) über Entwicklungsperspektiven der Gesellschaften.

In der Tat wurde früher die Finanzanalyse mit der Analyse von Jahres-abschlüssen gleichgesetzt. Man verstand unter Finanzanalyse die Bewertung unternehmerischer Tätigkeit, und diese bewertende Analyse wurde von Personen vorgenommen, die in der Unternehmung arbeiteten (sogenannte interne Analyse) sowie von Personen, die nicht der Unternehmung angehören (externe Analyse).

Während die internen Analysten meist über umfassende, aktuelle und sehr detaillierte Informationen verfügen konnten, waren die externen Analysten auf Bilanzen und sonstige Informationen angewiesen, die von der Unternehmung periodisch oder fallweise Dritten zur Verfügung gestellt worden sind. Von daher ist die frühere Gleichsetzung von Finanzanalyse und Jahresabschlußanalyse zu verstehen. Hier standen Kennzahlen und ihre Interpretation im Mittelpunkt der Analyse. Analysten arbeiten mit verschiedensten Datenquellen und Methoden.

Die Unterscheidung von Fundamentalanalyse und Technischer Analyse dürfte geläufig sein.

Während die eine sogenannte Fundamentaldaten wie Bilanzen und Berichte der jeweiligen Unternehmung auswertet, ist die letztere auf die „technische“ Verfassung des Marktes konzentriert. Sie wird anhand der historischen Kursentwicklung deutlich, weiter an Durchschnittslinien und an Statistiken zum Handelsvolumen.

Es zeigt sich, daß die Methoden der Finanzanalyse nicht einzig für Aktien Gültigkeit besitzen sondern ebenso bei anderen Wertpapieren greifen. Hier sind Anleihen zu nennen oder Wertpapiere, die Rechte an Immobilien verbriefen. Selbst für Futures und Optionen bleiben die Bewertungsprinzipien der Finanzanalyse gültig. Infolgedessen werden die Begriffe Finanzanalyse und Wertpapieranalyse (Security Analysis) oft gleichgesetzt.


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