Während der Buchwert eines Unternehmens durch das materielle Vermögen, wie zum Beispiel Anlagen, Maschinen, Vorräte (und natürlich durch die Schulden) bestimmt wird, tragen zum Marktwert der Unternehmung weitere, von der traditionellen Rechnungslegung nicht erfaßte „Werte“ bei. Sie werden als immaterielle alter oder immaterielle Aktiva (Intangible Assets oder kurz Intangibles) bezeichnet.
Besondere Beachtung fanden immaterielle Güter durch offenkundig gewordene Differenzen zwischen Markt- und Buchwerten börsennotierter Unternehmen. Die ungewöhnlich hohen Aktienkurse von Biotechfirmen und Internet-Unternehmen (sogenannte dot.coms) in den Jahren 1998 und 1999 förderten die Auseinandersetzung mit der Differenz zwischen Markt- und Buchwerten. Eine traditionelle Bilanzanalyse konnte die hohen Marktwerte oft nicht erklären, denn die Unternehmen der New Economy besitzen nur wenige materielle Aktiva. Statt dessen basieren ihre Geschäftspläne allein auf dem Einsatz von Intellektuellem Kapital, das heißt, auf immateriellen Werten wie Patenten, der Qualität des Managements, und den Chancen, die mit den neuen Märkten greifbar schienen.
Zu immateriellen Gütern zählen: Patente, Lizenzen, Goodwill, Marken, Forschungsergebnisse, Produktentwicklungen, Software, Datenbanken mit Kundendaten, und ähnliche, nur unter besonderen Umständen aktivierbare Sachverhalte und Positionen.
Die moderne Rechnungslegung, wie beispielsweise die International Accounting Standards (IAS), unterscheidet nach erworbenen (derivativen) und selbst geschaffenen (originären) immateriellen Gütern. Während derivative Immaterialgüter bilanziert werden dürfen, wenn sie einen für das bilanzierende Unternehmen meßbaren Nutzen erzeugen, gelten für originäre Immaterialgüter schärfere Kriterien. Sie müssen:
· einzeln identifizierbar sein und einen meßbaren Nutzen über mehrere Jahre erzeugen
· ihre Herstellkosten müssen einzeln meßbar sein und die zur Fertigstellung und Vermarktung benötigten Ressourcen sollten der Unternehmung zur Verfügung stehen
Problematisch ist die bei einer Aktivierung erforderliche Bewertung der Intangibles. Da es selten einen liquiden Markt für Immaterielle Güter gibt, wird in der Praxis versucht, auf die DCF-Methode zurück zu greifen. Die erforderliche Prognose der zukünftigen Zahlungsströme und der Wachstumsraten ist jedoch gerade bei Intangibles mit großer Unsicherheit behaftet.
Neuerdings wird auch der Ansatz der Realoptionen als Bewertungsmethode versucht. Unter dem Gesichtspunkt der Option werden Intangibles ein Wert zugewiesen. Der Punkt dabei ist, daß Optionen um so wertvoller sind, je höher die Unsicherheit ist. Wer hinter einem Geschäftsplan einer Unternehmung einen Optionscharakter erkennt, oder Vermögenspositionen sieht, die Optionscharakter aufweisen, wird daher zu dem Schluß kommen, daß diese Unternehmung bei größerer Unsicherheit und bei Wandel des Umfeldes einen höheren Wert hat, während traditionelle Unternehmen (Old Economy) mit einer Zunahme der Unsicherheit und des Wandels in der Welt an Wert verlieren. Der Wert dieser Optionen kann kaum analytisch durch eine Formel ermittelt werden, aber es werden Simulationsmodelle eingesetzt.