Industrieanlagenbau wird in seiner typischen Ausprägung gekennzeichnet durch die Errichtung großer Produktions- und Umweltschutzanlagen in den verschiedensten Industriezweigen und Branchen (z.B. Hüttenwerke, chemische Fabriken, Kraftwerke, Kläranlagen, Verbrennungsanlagen) – sehr häufig auch auf der grünen Wiese. Letzteres geschieht überwiegend in Entwicklungsländern, in denen der Aufbau ganzer Industriezweige betrieben wird. Bei den Anlagen handelt es sich naturgemäß um Auftrags- bzw. Einzelfertigung. Eine Anlage gleicht der anderen häufig nur vom Grundschema der Verfahrenstechnik her, weil selbst bei annähernd gleichen Ausgangsstoffen (z.B. Erzen) diese ja nach ihrem Gewinnungsort unterschiedliche Bestandteile enthalten.
Die Leistungsbandbreite des Anlagenbaus reicht von reinen Dienstleistungs-/Engineeringunternehmen, die häufig eine breite Palette eigener Verfahren anzubieten haben, bis zu Unternehmen, die einen großen Teil der zu errichtenden Anlage selbst fertigen. Engineeringunternehmen werden dadurch begünstigt, dass sie für die Beschaffung der Anlagenausrüstung jeweils den vorteilhaftesten Lieferanten auch im Ausland wählen können, während bei den Fertigungsunternehmen das Problem der Auslastung der eigenen Fertigungskapazität besteht.
Für die Errichtung der genannten Großprojekte wird eine längere Fertigungs- bzw. Abwicklungszeit von häufig zwei bis fünf Jahren benötigt, wobei dieser Fertigungszeit häufig noch eine mehrjährige Akquisitionsphase bis zum Auftragserhalt vorangeht und nicht selten eine Finanzierungsphase von fünf bis sechs Jahren folgt, so dass ein solcher Großauftrag vom Anlagenbauunternehmen häufig zehn Jahre und mehr verfolgt werden muss.
Für die Abwicklung derart langfristiger Aufträge werden in den Unternehmen des Anlagenbaus gute Controllinginstrumente benötigt (Deckungsbeitragsrechnung im Industrieanlagenbau). Da der Kunden-Auftrag im Mittelpunkt aller Aktivitäten im Anlagenbau steht, hat das Projektcontrolling im Industrieanlagenbau hier einen zentralen Stellenwert.