Innovations-Controlling stellt eine notwendige Erweiterung des F&E-Controlling dar, die unmittelbar aus der Definition des Innovationsbegriffes resultiert. Das Ergebnis von F&E ist neues Wissen, welches z.B. in Form einer Erfindung vorliegen kann. Die Anwendung dieses Wissens durch die Einführung eines neuen Produktes in den Markt oder eines neuen Verfahrens in die Fertigung wird als Produkt- oder Prozessinnovation bezeichnet.
Demnach bezieht sich das F&E-Controlling primär auf den Prozess und das Resultat der technologischen Wissensgewinnung, während das Innovations-Controlling explizit auf das ökonomische Ergebnis nach Einführung eines neuen Produktes oder Verfahrens abzielt. Diese auf den Zeitpunkt der Einführung bezogene Betrachtungsweise ist unter dynamischen Gesichtspunkten weiterzuentwickeln, indem die Diffusion neuer Produkte sowie neuer Verfahren im Innovations-Controlling abgebildet werden. Zu diesem Zweck schlägt Hauschildt ein prozessbegleitendes Controlling vor, bei dem die jeweiligen Messgrößen in Abhängigkeit der erreichten Phase im Innovationsprozess variieren.
Unter der Annahme, dass Innovationen Projekte mit Investitionscharakter und Erfolgsorientierung darstellen, sind an verschiedener Stelle sog. Innovationsergebnisrechnungen entwickelt worden, die ein wesentliches Element des Innovations-Controlling darstellen. Nach Brockhoff müssen derartige Rechnungen drei Eigenschaften erfüllen:
1) Erfassung aller dem Projekt zurechenbaren Ausgaben und Einnahmen,
2) Erfassung wirtschaftlicher Beziehungen zu anderen Projekten und
3) flexible Anpassung an verschiedene Entwicklungsstadien des Projektes.
Die Abbildung verdeutlicht den Aufbau einer Innovationsergebnisrechnung. Sie ist als Konto aufgebaut, wobei auf der Sollseite die Ausgaben und auf der Habenseite die Einnahmen verbucht werden. Vor Projektbeginn ist die Summe der realisierten Einnahmen und Ausgaben gleich Null, so dass die Innovationsergebnisrechnung ausschließlich Erwartungswerte enthält. Analog zu einer Investitionsrechnung können die Kapitalwerte der Einzahlungs- und Auszahlungsreihen des Projektes bestimmt werden. Das Konto sammelt im Projektverlauf die realisierten Ausgaben und Einnahmen. Im Projektverlauf werden die realisierten Einnahmen (Feld 5) und Ausgaben (Feld 1) zu Lasten der erwarteten Einnahmen (Feld 7) und Ausgaben (Feld 3) wachsen. Die hier skizzierte Innovationsergebnisrechnung ist für einen risikoneutralen Entscheider dargestellt (Feld 3 und 7). In Abhängigkeit der Risikoeinstellung des Entscheiders können entsprechende Korrekturposten gebildet werden, die mit Zunahme der realisierten Zahlungsströme reduziert werden.
Die Innovationsergebnisrechnung kann zu verschiedenen Zwecken eingesetzt werden. Für Planungszwecke sind ausschließlich die erwarteten Einnahmen und Ausgaben bzw. die entsprechenden Kapitalwerte relevant. Diese Information kann Grundlage einer rechtzeitigen Abbruchentscheidung sein, wenn alternative Verwendungsoptionen höhere Renditen versprechen bzw. eine aus übergeordneten Unternehmenszielen abgeleitete Richtgröße verfehlt wird. Als Kontrollrechnung erfasst die Innovationsergebnisrechnung die realisierten Einnahmen und Ausgaben. Aus dem Vergleich von Soll- und Ist-Werten ergibt sich eine Abweichungsanalyse. Ursachen für Abweichungen sind zu ermitteln. Im Prozessverlauf bilden derartige Abweichungsanalysen eine wesentliche Grundlage für Entscheidungen über Projektfortführung bzw. -abbruch.
Die Erfolgsfaktorenforschung zeigt, dass ein prozessbegleitendes Innovations-Controlling und ein daraus abgeleiteter konsequenter Abbruch offenkundig nicht zur Zielerreichung beitragender Projekte die Rentabilität neuer Produkte maßgeblich positiv beeinflusst.