Der J-Kurven-Effekt ist ein begriff aus der Außenhandelslehre. Er beschreibt, welchen Effekt die reale Abwertung einer Währung auf die Außenhandelsbilanz hat. Demnach ist die Wirkung kurzfristig negativ, langfristig aber positiv.
Die Ursache hierfür ist, dass Preise schneller reagieren als Mengen. Wertet eine Währung ab, ist sie in einer Auslandswährung weniger wert, deshalb steigen die Importpreise, während die Exportpreise zurückgehen. Da die gehandelte Menge wegen längerfristiger Verträge zunächst unverändert bleiben, steigt der Wert der Importe – derjenige der Exporte fällt.
Die Handelsbilanz verschlechtert sich zunächst. Auf längere Sicht jedoch führen die gestiegenen Importpreise zu verringerten Importen und die sinkenden Exportpreise zu höheren Ausfuhrmengen. Im längerfristigen Ergebnis führt dies oft zu einer positiveren Handelsbilanz als vor der Abwertung.
Weitere Erklärung:
Wer ein Portfolio bildet und in reife Industrien investiert, darf erwarten, daß der Wert des Portfolios im Laufe der Zeit steigt. Denn bei jedem Einzeltitel darf erwartet werden, daß sich, wenngleich unter Schwankungen, eine positive Kursentwicklung einstellt. Die Wertschwankungen des Portfolios sind aufgrund der Diversifikation sogar etwas geringer als die der einzelnen Titel.
Etwas anders verhält sich das Portfolio, wenn das Geld in Neugründungen (Startups) oder in Unternehmen angelegt wird, die gerade an der Schwelle der Innovation stehen.
In diesen Phasen äußert sich das Risiko bei den einzelnen Firmen nicht als zufällige Schwankung der weiteren Wertentwicklung in statistisch meßbarer Weise. Das Risiko äußert sich in anderer Form: Einerseits besteht die Gefahr des völligen Scheiterns, andererseits die Chance eines außerordentlichen Erfolgs, der sich in wenigen Jahren durch exponentielles Wachstum manifestiert.
Ein solches Portfolio, wir nennen es Private-Equity-Portfolio, zeigt deshalb einen andern, typischen Wertverlauf.
1. Im ersten und im zweiten Jahr sind Werteinbrüche bei jenen Firmen hinzunehmen, die scheitern.
2. Bei jenen Firmen, die nicht scheitern, gibt es zwar keine Werteinbrüche, jedoch wird die Tatsache, daß sie es „schaffen“ werden (Reduktion der das Risiko widerspiegelnden Diskontrate) sowie das exponentielle Wachstum erst in drei, vier oder fünf Jahren deutlich nicht jedoch bereits im ersten oder im zweiten Jahr.
Folglich leidet der Wert des Portfolios im ersten und im zweiten Jahr nur unter den Einbrüchen der scheiternden Firmen, während die später Erfolgreichen (nur ist man sich des Erfolgs noch nicht so sicher) eine stabile Wertentwicklung aufweisen. In der Summe verzeichnet das Portfolio im ersten und im zweiten Jahr Wertverluste. Später jedoch greift das exponentielle Wachstum der Gewinner, und im dritten und vierten Jahr spiegelt der rapide steigende Wert im Private-Equity-Portfolio diese Tatsache wieder.
Unter J-Kurven-Effekt wird der typische Wertverlauf für ein Pri-vate-Equity-Portfolio bezeichnet: In den ersten Jahren sind starke Verluste hinzunehmen, in den Jahren danach sind rapid steigende Wertgewinne zu verzeichnen.
Ein Private-Equity-Portfolio verlangt daher geduldige Investoren, die den J-Kurven-Effekt kennen und in den ersten zwei, drei Jahren nicht ihr Engagement kündigen kurz bevor sich das exponentielle Wachstum der Sieger manifestiert.
Andererseits sollte man wissen, daß der J-Kurven-Effekt die Wertent-wicklung eines Portfolios beschreibt und nicht die einer einzelnen Investition. Wer eine einzelne Investition nach anfänglichen Verlusten weiter führen möchte mit dem Verweis, wie beim J-Kurven-Effekt sei das ganz natürlich, verkennt die Mechanik, die hinter dem Effekt steht.
Der J-Kurven-Effekt ist für das Management einer Unternehmung wichtig, wenn das aus Projekten bestehende Unternehmensportfolio gestaltet wird. Vielfach kann durch zeitversetzte Starttermine der einzelnen Projekte der J-Kurven-Effekt gemildert werden.