Kapitalanalyse

Kapitalanalyse ist ein Element der retrospektiven Finanzlage-Analyse, das sich zum einen auf die Kapitalstruktur und zum anderen auf Informationen über Kapitalrückflusszeiten richtet. Die Analyse der Kapitalstruktur soll über Quellen und Zusammensetzung des Kapitals nach Art, Sicherheit und Fristigkeit zum Zwecke der Abschätzung von Finanzierungsrisiken Auskunft geben.

Die Analyse der Kapitalrückflusszeiten bietet eine dynamische Sicht von Finanzierungsrisiken, indem durch Gegenüberstellung von z.B. Cash Flow und Fremdkapitalbeträgen Informationen über die Fristen abgeleitet werden, die zur Abtragung der Fremdkapitalien aus dem Cash Flow notwendig sind.

Im Mittelpunkt der Analyse der Kapitalstruktur steht die Feststellung des Eigenkapitalanteiles
Die Kennzahlen der Kapitalstruktur bieten Aussagen über Fristigkeit und Rechtsnatur der Kapitalbeschaffung, über die Rentabilitätswirkung der Kapitalseite sowie über die finanzielle Elastizität des Unternehmens bei erforderlichen Kapitalanpassungen. Sie werden durch zeitlichen Vergleich und durch Vergleich mit Branchendurchschnittswerten ausgewertet.

Zur Beurteilung des Eigenkapitalanteils sind insb. die als Leverage-Effekt beschriebenen Zusammenhänge zu berücksichtigen, da Risiko und Rendite mit dem Verschuldungsgrad unmittelbar verbunden sind. Die Fremdfinanzierung von Investitionen ermöglicht beträchtliches Unternehmenswachstum und erhöht die Eigenkapitalrendite, sofern die Investitionsrendite über den Fremdkapitalzinsen liegt. Bei Rückgang der Investitionsrendite entsteht aus fremdfinanzierten Investitionen allerdings eine sich potenzierende Gefahr für das Eigenkapital, so dass mit steigendem Fremdfinanzierungsanteil sowohl die Risiken wie auch die Chancen für das Eigenkapital zunehmen.

Weitere zentrale Größen zur Analyse der Kapitalstruktur sind der Langfristkapitalanteil und der Anteil kurzfristiger Verbindlichkeiten am Gesamtkapital. Der Anteil des Langfristkapitals am Gesamtkapital verdeutlicht, in welchem Umfang für langfristige Mittelverwendungen fristenkongruente Bereitstellungen durch Eigenkapital, Pensionsrückstellungen und langfristige Verbindlichkeiten ermöglicht worden sind. Der Anteil der kurzfristigen Verbindlichkeiten am Gesamtkapital zeigt, in welchem Umfang die Kapitalstruktur durch unmittelbare Rückzahlungsverpflichtungen belastet ist. Beide Zahlen werden zweckmäßigerweise durch zeitliche Vergleiche und Vergleiche mit Branchendurchschnittswerten hinsichtlich ihrer Angemessenheit beurteilt.

Die Kapitalsituation eines Unternehmens findet darüber hinaus in Kapitalumschlags- und Kapitalrückflusszeiten ihren Ausdruck. Mit Kapitalumschlagshäufigkeiten wird die Nutzungsintensität des Kapitals ausgedrückt, mit Kapitalrückflusszeiten wird untersucht, in welcher Zeit bestimmte Fremdkapitalpositionen zurückgezahlt werden (könnten).

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