Bei der Marktwertrechnung handelt es sich um einen Teilbereich des Rechnungswesens und um ein Verfahren der Kalkulation vom Kuppelprodukten.
Definition / Erklärung
Dieses Verfahren findet bei Kuppelproduktionsprozessen, bei denen mehrere Hauptprodukte entstehen, Anwendung. Hierbei geht es um eine Äquivalenzziffernrechnung, bei der die Marktpreise der Produkte als Äquivalenzziffern herangezogen werden.
Als Gegenteil zur Marktwertrechnung existiert die Restwertrechnung, die angewandt wird, wenn ein eindeutiges Hauptprodukt und ein oder mehrere Nebenprodukte bei Kuppelproduktionsprozessen entstehen.
Kostenverrechnungen bei der Marktwertrechnung
Bei der Kostenverrechnung innerhalb der Marktwertrechnung wird das Verursachungsprinzip und das Tragfähigkeitsprinzip zur Hilfe genommen:
Verursachungsprinzip
Das Verursachungsprinzip ist das wichtigste Prinzip in der Kosten- und Leistungsrechnung. Allgemein besagt es, dass man das Kalkulationsobjekt (Kostenstelle, Produkt, Betriebsbereich) nur mit jenen Kosten belasten darf, die es auch wirklich verursacht hat.
Unterschieden wird es zum einen in das Kausalitätsprinzip, welches eine Ursache-Wirkungs-Beziehung beschreibt, wonach die Kosten durch die Produktion entstehen. Das Finalitätsprinzip zum anderen sieht eher eine Zweck-Mittel-Beziehung im Vordergrund: Kosten entstehen, damit produziert wird.
Jedoch kann das Verursachungsprinzip bei der Kalkulation von Kuppelprodukten nicht angewandt werden, weil bei dem gleichen Produktionsprozess immer mehrere Produkte entstehen. Die genauen Kosten der einzelnen Produkte festzustellen, ist dabei nicht möglich.
Tragfähigkeitsprinzip
Für diesen Fall gibt es das Tragfähigkeitsprinzip, welches der Marktwertrechnung zu Grunde liegt. Dabei werden die Gemeinkosten nach Maßgabe der Belastbarkeit der Kostenträger verteilt. Jedem Kuppelprodukt werden also so viele Kosten zugeordnet, wie es tragen kann.
Die Belastbarkeit wird anhand folgender Kriterien bemessen: Umsatz, Preis und Deckungsbeitrag. Die fixen Kosten werden nach der Höhe der jeweiligen Bruttogewinne oder Deckungsbeiträge verteilt.
Allgemein gilt: Je höher der Deckungsbeitrag, umso größer die Belastbarkeit mit fixen Kosten. Das zeigt aber auch, dass die Anwendung sehr problematisch ist.
Kritik an der Marktwertrechnung
Die Äquivalenzziffern für Marktpreise werden willkürlich gewählt und die Anwendung des Tragfähigkeitsprinzips ist aufgrund des Bezugs zum Deckungsbeitrag nicht optimal.
Zusammenfassung
- Marktwertrechnung: bei mehreren bzw. nicht eindeutigen Hauptprodukten
- Restwertrechnung: bei einem Hauptprodukt und mehreren Nebenprodukten
- Verursachungsprinzip: bei Marktwertrechnung nicht anwendbar, Unterscheidung in Kausalitäts- und Finalitätsprinzip
- Tragfähigkeitsprinzip: anhand der Belastbarkeit werden Gemeinkosten und fixe Kosten verteilt