Mit Prioritätsregeln werden nach bestimmten Reihenfolgekriterien Prioritätsziffern vergeben, nach denen dann die vor einer Maschine in der Warteschlange stehenden Aufträge abgearbeitet werden. Die wichtigsten Prioritätsregeln sind:
1. FCFS-Regel: Bei der „First-Come-First-Served“-Regel wird dem zuerst ankommenden Auftrag die höchste Priorität zugeordnet. Die Aufträge werden entsprechend der Reihenfolge ihres Eintreffens an der jeweiligen Maschine bearbeitet.
2. GRB-Regel: Bei der „Größten Restbearbeitungszeit“-Regel ordnet man dem Auftrag die höchste Prioritätszahl zu, der zum Zeitpunkt der Belegung die längste noch verbleibende Bearbeitungszeit auf allen benötigten Maschinen aufweist.
3. KRB-Regel: Die „Kürzeste Restbearbeitungszeit“-Regel weist dem Auftrag die höchste Prioritätsziffer zu, dessen noch verbleibende Bearbeitungszeit auf allen benötigten Maschinen zum Zeitpunkt der Belegung die kürzeste ist.
4. MAA-Regel: Diese Prioritätsregel verleiht dem Auftrag in der Warteschlange die höchste Prioritätszahl. der die meisten noch auszuführenden Arbeitsgänge umfaßt.
5. WAA-Regel: Diese Prioritätsregel weist dem Auftrag in der Warteschlange die höchste Prioritätsziffer zu, der die wenigsten noch auszuführenden Arbeitsgänge beinhaltet.
6. LOZ-Regel: Bei der „Längsten Operationszeit“-Regel erhält der Auftrag die höchste Priorität, der auf der betrachteten Maschine die längste Bearbeitungszeit hat.
7. KOZ-Regel: Die „Kürzeste Operationszeit“-Regel weist dem Auftrag mit der kürzesten Operationszeit die höchste Priorität zu.
B. GGB-Regel: Der Auftrag in der Warteschlange, der die größte Gesamtbearbeitungszeit auf allen Maschinen aufweist, bekommt die höchste Prioritätszahl.
9. KGB-Regel: Der Auftrag mit der kürzesten Gesamtbearbeitungszeit auf allen Maschinen erhält die höchste Prioritätszahl.
10. FFT-Regel: Dem Auftrag mit dem frühesten Fertigstellungstermin wird die höchste Prioritätszahl zugewiesen.
11. SZ-Regel: Der Auftrag in der Warteschlange erhält die höchste Priorität, bei dem die Differenz zwischen dem Liefertermin und der verbleibenden Bearbeitungszeit, also sein Schlupf, am geringsten ist.
12. Wert-Regel: Die höchste Prioritätszahl erhält der Auftrag, der entweder den höchsten Produktendwert aufweist oder dessen Produktwert vor Ausführung des jeweiligen Arbeitsganges der höchste ist (dynamische Wertregel).
Einfache Prioritätsregeln sind meist auf eine relativ einseitige Verfolgung bestimmter Ziele der Reihenfolgeplanung ausgerichtet. Aus diesem Grunde wird vielfach eine Kombination elementarer Arbeitsgangprioritätsregeln vorgenommen. Die einfachste Form der Verknüpfung stellt die Addition zweier elementarer Prioritätszahlen dar. Da jedoch die Wertebereiche unterschiedlicher Prioritätsregeln in der Regel verschieden sind, ist eine Gewichtung der beiden Komponenten erforderlich. Diese erfolgt durch Multiplikation mit einer Konstanten oder durch einen Exponentialfaktor. Eine andere Form der Verknüpfung stellt die Multiplikation von Prioritätszahlen dar. Eine Gewichtung kann in diesem Fall nur durch unterschiedliche Exponenten vorgenommen werden.
In Simulationen konnte nachgewiesen werden, daß die unerwünschten Effekte einzelner Regeln bei der additiven und multiplikativen Verknüpfung teilweise noch verstärkt werden. Als Form der Kombination eignet sich daher in der Regel nur die alternative Verknüpfung, bei der jeweils die günstigere Regel hinsichtlich des verfolgten Ziels zur Wirkung kommt. Als besonders empfehlenswert hinsichtlich einzelner Optimierungsziele haben sich die Kürzeste-Operationszeit-Regel, die Dynamische-Wert-Regel und die Schlupfzeit-Regel erwiesen.