Institutionalisierung des Produktionscontrolling in Form eines dezentralen Controllerbereiches zur Erfüllung von Produktionscontrollingaufgaben mit Hilfe spezieller Produktionscontrollinginstrumente. Sie dient vor allem zur Aktivierung betriebswirtschaftlichen Denkens im Produktionsbereich.
Bei einer qualitativ hochwertigen Besetzung der Produktionscontrollerstellen (vorzugsweise mit Wirtschaftsingenieuren) lässt sich die
Qualität der Produktionsplanung, -steuerung und -kontrolle im Hinblick auf die Erreichung betriebswirtschaftlicher Ziele in Unternehmungen erheblich steigern.
Dabei ist allerdings die Gefahr einer personellen Überbesetzung (Produktionsmanager – Produktionscontroller) und der betriebswirtschaftlichen Verselbständigung des Produktionsbereiches ohne hinreichende Koordination mit anderen betrieblichen Funktionsbereichen zu beachten. Der Aufbau einer dezentralen Produktionscontrollingorganisation ist vorzugsweise bei funktional organisierten Unternehmungen bzw. Geschäftsbereichen sinnvoll.
Bei divisional organisierten Unternehmungen mit einer dezentralen Geschäftsbereichscontrollingorganisation entfallen i.d.R. die Gründe für ihre Installation. Als besonders effektiv erweist sich eine Produktionscontrollingorganisation für die Gesamtunternehmung mit Matrix-Organisation zur Koordination der Produktionsaktivitäten aller Geschäftsbereiche. Die Einführung neuer Technologien in der Produktion (CAD/CAM, Industrieroboter, Flexible Fertigungssysteme und CIM (CIM-Einführungsstrategien)) verstärkt ebenfalls die Forderung nach Einführung einer Produktionscontrollingorganisation.
Der Aufbau einer Produktionscontrollingorganisation erfordert die Beachtung der für den Produktionsbereich relevanten Kontextfaktoren. Danach ist die Gestaltung der Produktionscontrolling-Aufbauorganisation von folgenden Einflussfaktoren abhängig:
⦁ Breite und Tiefe des Produktionsprogramms,
⦁ Produktionstyp (Einzel-, Serien-, Massenproduktion),
⦁ Organisationstyp der Produktion (Werkstatt-, Reihen-, Fließproduktion),
⦁ Produktionstechnologie,
⦁ Produktionsbereichsgröße im Verhältnis zur Unternehmungsgröße und
⦁ Produktionskostenvolumen im Verhältnis zum Gesamtkostenvolumen.
Kontextbedingt wird in der Praxis die Koordination von Produktionsplanung, -steuerung und -kontrolle sowie der dazu erforderlichen Informationsversorgung immer umfassender und komplexer. Empirische Untersuchungen lassen entsprechende Entwicklungen der Produktionscontrollingorganisation erkennen:
Eine Produktionscontrollingstelle oder -abteilung wird in großen oder auch schon in mittleren Unternehmungen mit komplexer Produktionstechnologie immer häufiger. Der Produktionscontroller wird stärker in das Produktionsmanagement integriert.
Die Aufgabenschwerpunkte der früher mit „technischer Betriebswirtschaft“ bezeichneten Abteilungen verschieben sich von der reinen Informationsversorgung aus dem innerbetrieblichen Rechnungswesen (Vor-, Plan-, Nachkalkulation, Kostenvergleichsrechnungen, -Investitionsrechnungen) in Richtung einer sowohl strategischen als auch operativen Produktionsplanungs-, -steuerungs- und -kontrollkoordination.
Ein schwieriges Problem bildet die Einordnung des Produktionscontrolling in die Organisationsstruktur der Unternehmung. In der Praxis hat sich hier die Anwendung des dotted-line-Prinzips bewährt. Danach wird der Produktionscontroller funktional, also fachlich, dem Unternehmens- oder Zentralcontroller und disziplinarisch dem Ressortleiter, also dem Produktionsmanager, unterstellt.
Weiterhin existieren organisatorische Lösungen, bei denen der Produktionscontroller sowohl fachlich als auch disziplinarisch dem Produktionsmanagement unterstellt ist.
Dabei wird jedoch dem Unternehmens- bzw. Zentralcontroller ein generelles Informationsrecht in System- und Verfahrensfragen des Controlling und ein Mitentscheidungsrecht in speziellen Sachfragen sowie vor allem bei der Produktionscontroller-Auswahl und -Abberufung eingeräumt. Durch den für das Überleben der Unternehmung entscheidenden ökonomischen Einfluss neuer Technologien im Produktionsbereich zeichnet sich eine organisatorische Entwicklung ab, bei der letztendlich keine Unterstellung des Produktionscontrollers unter das Produktionsmanagement mehr vorzufinden ist.
Der Produktionscontroller wird gleichberechtigter Partner bzw. Teil des Produktionsmanagements oder das Produktionsmanagement wird ausschließlich durch den Produktionscontroller repräsentiert.