Die Prozesskostenrechnung ist ein Modellierungsverfahren der Kostenrechnung. Zur Ergänzung der grundlegenden Kostenrechnungssysteme wird sie häufig angewandt. Die Prozesskostenrechnung ist zwar kein eigenes System, dient jedoch der besseren Gemeinkostenverteilung.
Definition / Erklärung
Die Prozesskostenrechnung ist kein eigenständiges Kostenrechnungssystem. Ihr hauptsächlicher Anwendungsbereich liegt bei den Vollkostenrechnungen. Zusätzlich wäre die Prozesskostenrechnung auch auf Plankostenrechnung oder Deckungsbeitragsrechnungen anwendbar.
In den letzten Jahren war ein Anstieg der Gemeinkosten bei vielen Unternehmen zu verzeichnen. Diese sind unter anderem auf eine höhere Variantenvielfalt der Produkte und einen höheren Planungsaufwand der Produktion durch komplexere Produktionsmethoden zurückzuführen. Die Hauptaufgabe einer Prozesskostenrechnung liegt darin, die daraus resultierenden Mängel in der Gemeinkostenbehandlung zu beheben.
Schritte der Prozesskostenrechnung
Bei der Erstellung einer Prozesskostenrechnung wird in mehreren Schritten und einem streng strukturiertem Ablauf vorgegangen.
1. Prozessanalyse
Im ersten Schritt werden die benötigten Dienstleistungen zur Erfüllung einzelner Gemeinkostenbereiche bestimmt. Die Ergebnisse dieser Ermittlung nennt man auch Kostenstellen.
Hierfür nutzt man zum Beispiel die sogenannte Gemeinkostenwertanalyse, einem Verfahren, das speziell zur Reduzierung von Gemeinkosten überwiegend bei Verwaltungsaufgaben entwickelt wurde.
Grundlage sind zudem auch bestimmte Erfahrungen in vielen abzudeckenden Bereichen. Grundsätzlich werden bei der Prozessanalyse die Gemeinkostenbereiche in bestimmte Dienstleistungsarten und somit in einzelne Prozesse unterteilt.
2. Zuordnung von Kosten zu den Prozessen
Nach der Unterteilung der einzelnen Prozesse werden diesen die von ihnen verursachten Kosten zugeordnet.
Dabei gilt grundsätzlich: Je mehr Kostenverbunde bearbeitet werden, desto schwieriger und komplexer ist auch die Zuordnung. Dieser Schritt ist mit einem hohen Arbeits- und Erfassungsaufwand verbunden.
3. Bestimmung der Kostentreiber
Kostentreiber sind die Faktoren, die die Notwendigkeit einzelner Leistungen für verschiedene Prozessarten bestimmen. Diese müssen aufwändig für alle Arten von Prozessen einzeln bestimmt werden.
4. Prozesskostenermittlung
Hierbei wird die Anzahl aller abgewickelter und im nächsten Jahr abzuwickelnder Aufträge für einzelne Kostenträger bestimmt, was man auch Mengenausprägung nennt. Somit ermittelt man die Kosten pro Prozessmengeneinheit ohne dabei einen zusätzlichen Erfassungs- und Planungsaufwand in Kauf zu nehmen.
Es herrscht allerdings Uneinigkeit darüber, ob bei diesem Schritt zu den leistungsmengeninduzierten Kosten zusätzlich auch die leistungsmengenneutralen Kosten aufgenommen werden müssen. Diese Kosten sind die fixen Kosten, die auch bei einer Änderung von bestimmten Variablen in einem bestimmten Zeitraum konstant bleiben.
5. Prozesskostenkalkulation
Beim letzten Schritt werden auf Grundlage der bisher gewonnenen Informationen die Prozesskosten den einzelnen Produkten zugeordnet. Dazu wandelt man die Vorkostenstellen in Endkostenstellen um. Man ermittelt also die Anzahl der Prozessmengeneinheiten pro Produkt und verrechnet deren einzelne Kosten dann direkt auf die Produkte.
Die Erstellung einer Prozesskostenrechnung ist eine zwar aufwändige, aber trotzdem verlässliche Methode zur Verbesserung der Gemeinkostenbehandlung.
Zusammenfassung
- Prozesskostenrechnung ist ein Modellierungsverfahren der Kostenrechnung
- dient jedoch der besseren Gemeinkostenverteilung
- streng strukturierter Ablauf: Prozessanalyse, Zuordnung von Kosten zu den Prozessen, Bestimmung der Kostentreiber, Prozesskostenermittlung und Prozesskostenkalkulation
- verlässliche Methode zur Verbesserung der Gemeinkostenbehandlung