Im Rahmen der prozessorientierten Budgetierung wird das Budget als in wertmäßigen Größen formulierter Plan auf Basis der in und zwischen verschiedenen Entscheidungseinheiten ablaufenden Prozesse gebildet. Der Begriff „prozessorientiert“ beinhaltet somit keine veränderte Definition der Budgetierung selbst, sondern deutet auf eine veränderte Schwerpunktsetzung hin (u.a. findet sich auch der Begriff Activity-based Budgeting, er unterscheidet sich von der hier vorgestellten prozessorientierten Budgetierung insoweit, als dass die Informationsbasis des Activity-based Budgeting strenggenommen das Activity-based Costing ist, während die prozessorientierte Budgetierung auf der Prozesskostenrechnung aufbaut).
Das Budget richtet sich nach den zur Erfüllung definierter Aufgaben notwendigen Prozessmengen und wird somit mengenorientiert aufgestellt. Ein Prozess stellt hier ein strukturiertes, messbares Bündel von Aktivitäten dar, die einem Kosteneinflussfaktor (Cost Driver) unterliegen und einen definierten Input und Output für einen Kunden oder einen Markt aufweisen.
Der Ablauf der prozessorientierten Budgetierung kann wie folgt gestaltet werden:
Basis ist die Analyse der bereichsbezogenen Teilprozesse und bereichsübergreifenden Hauptprozesse nach Struktur, Mengen und Kosten. Die Daten werden aus der Prozesskostenrechnung übernommen. Sicherzustellen ist auf dieser Stufe die Aktualität der zu verwendenden Informationen.
In einem nächsten Schritt sind die Prozesskostensätze durch ein internes und/oder externes Benchmarking zu überprüfen. Für die Prozesse sind Ziele zu bestimmen, die strategiekonform sind und die Umsetzung dieser Strategien in effektiver und effizienter Weise sicherstellen. Hier werden insb. auf Hauptprozessebene Zielwerte definiert, die es i.S.e. Effizienzsteigerung in der nächsten Planperiode zu erreichen gilt.
Die Ziele werden folgend auf die Teilprozesse heruntergebrochen. Die Kosten eines Teilprozesses bilden sich aus der Teilprozessmenge multipliziert mit dem Teilprozesskostensatz. Die Summe der Kosten der Teilprozesse eines Bereiches ergeben das Budget dieses Bereiches. Damit existieren die Budgets der Bereiche in einem ersten Entwurf. Diesen Entwurf gilt es i.S.e. Zielvereinbarungsgesprächs mit dem Budgetverantwortlichen zu diskutieren und endgültig festzulegen.
Die Aggregation der Zielgrößen der Teilprozesse auf die Hauptprozessebene ergibt die Planung für die nächste Periode auf Hauptprozessebene.
Mit einer Orientierung an den im Unternehmen und Budgetbereichen ablaufenden Prozessen und Teilprozessen wird die Budgetierung insb. in Gemeinkostenbereichen verbessert. Im Fokus der Betrachtung stehen damit nicht mehr die Produktkosten oder die Kostenarten einer Kostenstelle, sondern die Kosten der für ein definiertes Produktionsvolumen und -programm notwendigen Aktivitäten und Teilprozesse in einzelnen Abteilungen oder Bereichen und bereichsübergreifenden Hauptprozessen.
Die Planung und Steuerung dieser Kosten und damit der Ressourcen des Bereiches erfolgt nachfrageorientiert. Damit lassen sich zielkonforme und strategieadäquate Steuerungsgrößen generieren und einsetzen.