Eine der wichtigsten Neuerungen beim Wertmanagement ist die Berücksichtigung von Eigenkapitalkosten. Die Eigenkapitalkosten sind ein kalkulatorischer Ansatz für die Entschädigung der Überlassung von Kapital in der Zeit (das wäre der Zinssatz) sowie für die Übernahme von Risiken seitens der Eigenkapitalgeber letzteres wäre die Risikoprämie.
Auf diese Weise kommen Erfolgsmessungen und Beurteilungen der Vorteilhaftigkeit zustande, die alle Aktivitäten, Pläne und Projekte vor dem Hintergrund der damit verbundenen Risiken beurteilen. Solche Erfolgsmessungen und Beurteilungen nehmen eine Risikoadjustierung des Ergebnisses und führen damit auf ein Maß der Performance.
Eine Form der Risikoadjustierung mündet in RAROC, eine ganz konkret definierte Kennzahl. Dieser Kennzahl wurden inzwischen Varianten (RORAC, RARORAC) an die Seite gestellt. Gelegentlich wird mit RAROC die Gruppe aller dieser Varianten bezeichnet.
1. RAROC heißt risk-adjusted return an capital und bezeichnet eine Kennzahl für die Performance. RAROC ist gleich der Rendite abzüglich der Risikoprämie. Die Kennzahl drückt aus, wieviel Prozent mit dem Kapitaleinsatz erwirtschaftet wurde, wenn die marktübliche Vergütung für die Übernahme der Risiken abgerechnet wird.
2. Die Kennzahl RAROC setzt (wie jede Rendite) voraus, daß die Höhe des Kapitaleinsatzes genau bestimmt ist. Einzelnen Geschäften, Projekten, Geschäftseinheiten oder Teilen einer Unternehmung ist jedoch kein Kapital zugeordnet. Deshalb wurde eine Variante für die Risikoadjustierung vorgeschlagen: RORAC (return an risk-adjusted capital).
Wenn mit RORAC ein Geschäftsfeld beurteilt werden soll, wird gefragt, welche Arten von Risiko (Operative Risiken, Marktrisiken, Gegenparteirisiken) mit den Geschäften verbunden waren und „was da so hätte passieren können.“
Aus den Antworten der Riskcontroller wird abgeleitet, welcher Kapitaleinsatz zur Deckung dieser Risiken als sachgerecht angesehen wird.
Wenn es beispielsweise heißt, daß bei den Operativen Risiken durch Fehler Kundenforderungen von 1 Million entstehen können, dann wird davon ausgegangen, daß dieser Betrag „eigentlich“ für das Tragen dieser Risiken erforderlich ist. Ebenso wird der Kapitalbetrag bestimmt, der zum Tragen von Marktrisiken und von Gegenparteirisiken erforderlich ist.
Die Summe der Kapitalbeträge, gebildet über die einzelnen Risikoarten, liefert das „risk-adjusted capital“ und damit den Nenner der Kennzahl RORAC. Im Zähler steht das Ergebnis der Periode, beispielsweise eine Gewinngröße.
Besonders bei Unternehmen im Finanzsektor haben diese Kennzahlen das Bewußtsein dafür geweckt, daß es nicht allein darauf ankommt, welche Ergebnisse der Höhe nach erzielt werden, sondern auch darauf, welche Risiken eingegangen werden mußten, um zu diesen Ergebnissen zu gelangen.