Realoptionsansatz

Realoptionsansatz bezeichnet den Wert unternehmerischer Flexibilität bei der Planung und Durchführung von Realinvestitionen (Investitionscontrollingaktivitäten in der Planungsphase, Investitionscontrollingaktivitäten in der Realisierungsphase). Diese unternehmerischen Handlungsspielräume werden als Optionen auf reale Vermögensgegenstände interpretiert, welche eine konzeptionelle Ähnlichkeit zu den am Kapitalmarkt gehandelten Finanzoptionen aufweisen.

Vergleichbar dem Erwerber einer Finanzoption auf eine Aktie, hat der Inhaber einer Realoption das Recht (die Handlungsmöglichkeit), gegen Entrichtung der Investitionsauszahlung (= Basispreis) den aus dem zugehörigen Investitionsprojekt resultierenden Barwert der zukünftigen Einzahlungsüberschüsse (= Wert des Basisinstruments) innerhalb des Zeitraums, in dem die Handlungsmöglichkeit besteht (= Ausübungszeitraum), zu erwerben.

Realoptionstypen

Option to defer: Option, mit der Durchführung einer Investition zu warten und diese von der Realisation einer bestimmten Zufallsgröße, z.B. Nachfragevolumen, Absatzpreise, abhängig zu machen.

Time to build option (staged investment): Option, ein Investitionsprojekt in mehrere Phasen zu zerlegen und abzubrechen, wenn die Umfeldentwicklungen ungünstig sind.

Option to alter operating scale: Option, die Kapazitäten an die jeweilige Marktentwicklung anzupassen bzw. im Extremfall die Produktion für einen bestimmten Zeitraum einzustellen.

Option to abandon: Option der dauerhaften Produktionseinstellung.

Option to switch: Option der Veränderung des Produktionsprogramms oder Option des Austausches der Produktionsfaktoren.

Growth Options: Option durch Investitionen (insb. Unternehmensakquisitionen) weitere, lohnende Investitionsmöglichkeiten zu erzeugen und damit zukünftige Wachstumsmöglichkeiten zu erschließen.

Da die (traditionellen) Verfahren der Investitionsrechnung bei unsicheren Erwartungen nicht in der Lage sind, den Marktwert derartiger Realoptionen adäquat zu erfassen, führt dies häufig zu einer systematischen Unterbewertung von Investitionsprojekten, die Handlungsspielräume beinhalten. Zur Berücksichtigung des Wertes der Realoption im Entscheidungskalkül empfiehlt es sich, einen erweiterten Kapitalwert zu definieren, der sich als Summe des (passiven) herkömmlichen Kapitalwertes und des Realoptionswertes ergibt.

Ein Projekt mit negativen herkömmlichem Kapitalwert sollte daher nicht grundsätzlich abgelehnt werden, sondern es ist zu prüfen, ob die Berücksichtigung des Wertes der unternehmerischen Flexibilität zu einem positiven erweiterten Kapitalwert führt. Prinzipiell besteht die Möglichkeit, den Wertbeitrag der Realoption mit den für Finanzoptionen entwickelten Optionspreismodellen zu bewerten.

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