Revolving-Effekt – Der Lieferantenkredit wird grundsätzlich kurzfristig gewährt. Wenn ein Kunde jedoch unter regelmäßiger Ausnutzung der Zahlungsziele einkauft und die Spanne zwischen den Einkaufszeitpunkten jeweils höchstens gleich dem Zahlungsziel des Lieferanten ist, ergibt sich als Bodensatz ein Kreditbetrag, der dem Kunden de facto mittel- bis langfristig zur Verfügung steht. Diese Wirkung wird als Revolving-Effekt des Lieferantenkredites bezeichnet. Der Lieferant hat dadurch einen eisernen Forderungsbestand. Der eiserne Forderungsbestand ist eingefrorenes Umlaufvermögen, das praktisch einen Teil des Anlagevermögens darstellt. Das dort investierte Kapital bleibt so lange gebunden, wie die betreffenden Kunden auf Kreditbasis beliefert werden.
Der Revolving-Effekt beinhaltet eine absatzwirtschaftliche Chance und ein finanzwirtschaftliches Risiko. Die Chance besteht darin, dass die Kunden langfristig an das Unternehmen gebunden werden (Kundenbindung), weil die einzelnen Warenlieferungen und Kreditleistungen untrennbar miteinander
verknüpft sind. Das Risiko besteht darin, dass aus mehreren kurzfristigen Kleinkrediten ein langfristiger Großkredit wird, das heißt der Lieferant wird zum Dauergläubiger bzw. der Kunde wird zum Dauerschuldner. Ein besonders hohes Risiko besteht für ein Unternehmen, das auf dem Absatzmarkt eine Preis-Mengen-Strategie verfolgt und dessen Umsatz bzw. Forderungsbestand sich auf wenige Kunden konzentriert. Hier können Zahlungsverzögerungen einzelner Kunden und/oder der Ausfall einer einzigen Forderung die Liquidität und damit die Existenz des Unternehmens bedrohen.
Um das Revolving-Risiko zu vermindern, sollte die Kreditfähigkeit und Kreditwürdigkeit der einzelnen Kunden regelmäßig und beim Vorliegen besonderer Gründe geprüft und das Kreditvolumen nach der Bonität der Kunden limitiert werden. Dabei kann es passieren, dass gewisse Kunden verärgert werden und zur Konkurrenz abwandern.
Hier muss im Einzelfall abgewogen werden, ob diese Gefahr größer oder geringer ist als die Bedrohung des Unternehmens durch Zahlungsverzögerungen und Forderungsausfälle.