Unternehmen, die in reifen Industrien tätig sind, daher einen hohen Freien Cashflow erzielen aber oft nur wenige rentable Investitionen tätigen können, hatten früher Finanzanlagen getätigt, um das Geld anzulegen. Mit der Hinwendung zum Value-Management möchte die Unternehmung die freien Mittel den Aktionären zukommen lassen. Ein Weg dazu sind Ausschüttungen. Wenn Aktionäre Dividenden beziehen, fallen jedoch höhere Steuern an als wenn Kursgewinne zu verzeichnen sind. Deshalb sind Unternehmen in den USA schon vor einigen Jahren dazu übergegangen, eigene Aktien zurückzukaufen, eventuell mit der Absicht, anschließend eine Kapitalherabsetzung durchzuführen.
Dieser Vorgang sollte im Prinzip mit einer Kurssteigerung einher gehen: Wenn beispielsweise zunächst der Unternehmenswert von 10 Milliarden Euro auf 100 Millionen Aktien entfällt und der Kurs bei 100 Euro liegt, und wenn nach dem Rückkauf der unveränderte Unternehmenswert auf 95 Millionen Aktien entfällt, dann sollte bei rationaler Kursbildung der Kurs 105,25 Euro betragen.
Da die Kursbildung an Finanzmärkten Erkennbares antizipiert, springt der Kurs gleich bei Ankündigung des Rückkaufs eigener Aktien seitens des Managements auf das neue Niveau.
Inzwischen sind auch in den meisten europäischen Ländern Rückkäufe eigener Aktien erlaubt und wurden verschiedentlich praktiziert. Es gibt gewisse gesetzliche Beschränkungen. Aktiengesellschaften in der Schweiz dürfen bis zu 10% der eigenen Aktien kaufen. Auch sind verschiedene Formen praktiziert.
Die rechnerische Kurssteigerung kann de facto höher oder geringer ausfallen.
Zum einen wird ein Rückkauf eigner Aktien als ein positives Signal interpretiert. Analysten und Aktionäre denken, das Management würde wohl keine eignen Aktien kaufen, wenn sie aus Sicht der intern verfügbaren Informationen teuer sind. Deshalb wird aus der Ankündigung herausgelesen, daß die Aktien im Licht interner Informationen im Augenblick eher einen zu geringen Kurs haben. Dieses Signal würde den Effekt der Kurssteigerung bei einer Ankündigung verstärken.
Andererseits verpflichtet sich das Management selten zu einer Kapitalherabsetzung. Die Aktien könnten beispielsweise zurückgekauft werden, um sie für Aktienoptionsprogramme für das Management bereit zu haben. Vielleicht handelt es sich dabei auch um Inhalte der Arbeitsverträge, die von den Aktionären noch nicht so genau zur Kenntnis genommen worden sind. Unter Umständen werden die Aktien auch deshalb zurückgekauft, weil das Management eine Akquisition vorbereitet und die Aktien als „Währung“ für den Kauf anderer Unternehmen einzusetzen gedenkt. Das wäre eher ein schlechtes Signal.