Definition strategischen Controlling-Konzepte
Die große Spannbreite unterschiedlicher Auffassungen über das, strategische Controlling spiegelt sich in den verschiedenen strategischen Controlling-Konzepten wider, die entsprechend ihrer Ausprägungen der zugrundeliegenden Controlling-Konzeption zugeordnet werden können. Die Ausprägungsformen von Controlling-Konzeptionen lassen sich durch die Ausrichtung an den verfolgten Controllingzielen systematisieren.
Gewinnziel als typisches ökonomisches Ziel
Im Zusammenhang mit dem operativen Controlling wird häufig das Gewinnziel als typisches ökonomisches Ziel genannt. Allerdings ist das ökonomische Ziel nicht ausschließlich ein Controllingziel. Vielmehr ist es als generelles Unternehmensziel anzusehen, dessen Erreichung durch das Controlling unterstützt wird. Vor diesem Hintergrund macht es Sinn, das ökonomische Ziel als indirektes Controllingziel einzustufen. Ebenso zählen die technologischen, sozialen und ökologischen Ziele zu den indirekten Controllingzielen. Zu einer anderen Einteilung der indirekten Controllingziele kommt man nach dem Messsystem von Gomez und Wunderlin, die nach den Anspruchsgruppen des Unternehmens in eine Shareholder Value-Stufe (Ergebnisgröße: Shareholder Value) und eine Stakeholder Value-Stufe (Ergebnisgröße: Kundennutzen, Mitarbeiternutzen, Lieferantennutzen und Kapitalgebernutzen) unterscheiden (wertorientiertes Controlling). Demgegenüber erwachsen die direkten Controllingziele aus den Controllingfunktionen.
Controllingverständnis: Informationsziele ableiten
Unabhängig vom jeweiligen Controllingverständnis kann das Informationsziel aus der Führungsunterstützungsfunktion des Controlling abgeleitet werden. Eine differenziertere Betrachtung erfordert das der allgemein anerkannten Koordinationsfunktion des Controlling entsprechende Koordinationsziel. Es lässt sich zum einen schwerpunktmäßig auf die Planung und Kontrolle beschränken (= planungs- und kontrollorientiertes Koordinationsziel) und zum anderen auf alle Führungs- bzw. Managementsubsysteme ausdehnen (führungssystemorientiertes Koordinationsziel). Je nach Umfang der Zielerfüllung ergeben sich verschiedene Controlling-Konzeptionen, die in der Abbildung dargestellt sind.
Die Systematisierung nach Maßgabe der Controllingziele ist dabei lediglich als Anhaltspunkt für die schwerpunktmäßige inhaltliche Ausgestaltung zu verstehen. Denn selbstverständlich fallen beispielsweise auch bei der informationsversorgungsorientierten Konzeption koordinierende Aufgaben an.
Basierend auf den skizzierten Controlling-Konzeptionen werden im Folgenden beispielhaft drei Controlling-Konzepte vorgestellt.
1) Die informationsversorgungsorientierte Controlling-Konzeption als Grundlage für das strategische Controlling-Konzept: strategisches Controlling = strategische Kontrolle (z.B. Böcker).
Nach Böcker umfasst Controlling lediglich die vergangenheitsorientierte Ergebniskontrolle, die Prämissenüberprüfung, den zukunftsorientierten Plan-Soll-Vergleich (entspricht der Planfortschrittskontrolle) und Vorschläge von Anpassungsmaßnahmen. Controlling ist letztlich eine um zukunftsorientierte Vergleichsaspekte erweiterte Kontrolle, wie in der Abbildung dargestellt.
Böcker will den Ausdruck Kontrolle nur als vergangenheitsorientierte Ergebniskontrolle (Soll-Ist-Vergleich) verstanden wissen. Dem steht gegenüber, dass er einleitend von einem „Konzept der strategischen Kontrolle“ spricht. Gleichzeitig lehnt er es ab, Kontrolle und Planung unter Controlling zu subsumieren. Aufgabe der strategischen Kontrolle ist die ständige Überwachung der Planungsgrundlagen.
Diese Grundlagenkontrolle umfasst die beiden Aspekte:
- der Überwachung sowohl unternehmensinterner Erfolgsfaktoren als auch unternehmensexterner Umweltfaktoren
- die laufende Überprüfung der Annahmen der strategischen Planung.
Böcker sieht strategisches Controlling als ein Mittel der Planung an. Strategisches Controlling wird verstanden „als Kontrolle der Planungsgrundlagen und Anregung zur reaktiven Unternehmensplanung“. Die strategische Überwachung der Erfolgs- und Umweltfaktoren (Früherkennung) sowie die strategische Prämissenüberprüfung sollen durch ihre Kontrollinformationen die Planung anstoßen. Strategisches Controlling wird mit strategischer Kontrolle gleichgesetzt.
2) Die planungs- und kontrollorientierte Controlling-Konzeption als Grundlage für das strategische Controlling-Konzept: strategisches Controlling = strategisches Controllership (z.B. Horvâth, Hahn, Reichmann). Horvath sieht die Verzahnung zwischen strategischer und operativer Ebene zwar als Problem, jedoch nicht als Aufgabe des strategischen Controlling an.
Strategisches Controlling ist bei ihm „die dem strategischen Verhalten der Führung entsprechende Realisierungsform der Controllingfunktion“. Er geht davon aus, dass bei zunehmendem Anpassungsdruck die Unternehmen mit einem operativen Verhalten gegenüber ihrer Umwelt nicht mehr ausreichend gerüstet sind. Um ein strategisches Verhalten des Unternehmens zu gewährleisten, muss das strategische Controlling das operative ergänzen. Strategisches und operatives Controlling sind in der Abbildung gegenüber gestellt.
Horvath weist dem strategischen Controlling folgende Aufgaben zu:
- Strategische Analyse;
- Entwurf, Implementation und Weiterentwicklung des strategischen Planungs-, Kontroll- und Informationsversorgungssystems;
- Management und Administration der strategischen Planung und Kontrolle;
- Beratung der Unternehmensführung und des Linienmanagements hinsichtlich strategischer Planung und Kontrolle.
Strategisches Controlling ist demnach die systembildende und die systemkoppelnde Koordination auf strategischer Ebene, d.h., strategisches Controlling ist die Koordination von strategischer Planung, Kontrolle und Informationsversorgung. Strategisches Controlling ist also das Pendant zum operativen Controlling.
3) Die führungssystemorientierte Controlling-Konzeption als Grundlage für das strategische Controlling-Konzept: strategisches Controlling = strategisches Management + operatives Controlling (z.B. Mann, Köpper, Weber).
Weber ist Vertreter einer Auffassung, die die Koordinationsfunktion des Controlling auf das gesamte Führungssystem und das Zielsystem des Unternehmens ausdehnt. Er präzisiert den Begriff des Controlling wie folgt:
Controlling bezeichnet eine bestimmte Funktion innerhalb des Führungssystems von solchen Unternehmen, deren Ausführungssystem primär durch Pläne koordiniert wird.
Die vom Controlling wahrgenommene Funktion ist die Koordination. Sie umfasst die Strukturgestaltung aller Führungsteilsysteme, die zwischen diesen bestehenden Abstimmungen sowie die führungsteilsysteminterne Koordination.
Instrumente und Koordinationsaufgaben im Controlling
Zur Lösung der Koordinationsaufgabe verfügt das Controlling über dieselben Instrumente und Mechanismen, die auch für die Primärkoordination des Ausführungs- durch das Führungssystem anwendbar sind.
Das Ziel des Controlling besteht darin, Effizienz und Effektivität der Führung zu erhöhen und die Anpassungsfähigkeit an Veränderungen in der Um- und Innenwelt des Unternehmens zu steigern.
Die Struktur des Führungssystems eines Unternehmens und dessen Zusammenhang mit dem Ausführungssystem ist in der Abbildung dargestellt. Insbesondere der zuletzt genannte Aspekt verdeutlicht, dass bei dieser Auffassung das strategische Controlling im Controlling-Konzept voll aufgeht. Eine Trennung zwischen strategischer und operativer Ebene erfolgt in den Führungsteilsystemen Planung und Kontrolle.