Übergewinn

Werden vom Gewinn eines Jahres die Eigenkapitalkosten subtrahiert, entsteht der Übergewinn. Da die Eigenkapitalkosten eine marktgerechte „Gewinnerwartung“ ausdrücken, liegt bei einem Übergewinn ein über der Erwartung liegendes Ergebnis vor. Der Übergewinn mißt daher die Outperformance oder die Wertschaffung (Value Creation). Vielfach wird vom betrieblichen Gewinn ausgegangen und von ihm werden nur die Kapitalkosten für das betrieblich notwendige Vermögen abgezogen. So entsteht der betriebliche Übergewinn.

Die Idee, einen Übergewinn zu ermitteln, wird ALFRED MARSHALL (1842-1924) zugeschrieben. Der britische Nationalökonom definierte die „earnings of under-taking or management‘ als jenen Teil des Gewinns, der nach Abzug der Kapitalkosten bleibt.

Hier wird deutlich, daß der Übergewinn oder die Wertschaffung dem schöpferischen Management zugeschrieben wird. Das Konzept des Übergewinns kann ähnlich wie der Gewinnbegriff im Rahmen von Buchhaltung und Jahresabschluß verstanden werden, also im Accounting-Modell gemessen werden. Ebenso ist es möglich, eine ökonomische Betrachtung anzustellen, das heißt, ein Economic-Modell zugrunde zulegen.

Ein besonderer Punkt bei der Entscheidung zwischen Accounting-Modell und Economic-Modell sind die Kapitalkosten. Die im Kapitalmarkt übliche Renditeerwartung wird durch ein Economic-Modell ermittelt, etwa durch das CAPM. Die einem gleichgewichtigem Kapitalmarkt entsprechende Renditeerwartung wird das Management der Unternehmung in ihren Entscheidungen berücksichtigen. Hierzu wird das Management die Renditeerwartung durch Eigenkapitalkosten abbilden, und als eine Kostengröße in die Kalkulationen und bei der Entscheidung einfließen lassen. So findet, wenn die marktgerechte Renditeerwartung in Eigenkapitalkosten übersetzt wird, ein gewisser Übergang zum Accounting-Modell statt.

Ansätze, den Übergewinn zu messen, variieren daher vor allem hinsichtlich der Festlegung, ob für die Messung von Gewinn und von Kapitalkosten eher ein Accounting-Modell oder eher ein Economic-Modell gewählt wird. Es gibt Zwischenstufen und entsprechend wurden eine Reihe von Ansätzen, die sich leicht unterscheiden, zur Messung des Übergewinns vorgeschlagen. Vier solcher Ansätze haben größere Beachtung gefunden und werden von Universitäten oder von Consultingfirmen propagiert. Diese vier Ansätze sind der Added-Value, der Eco-nomic-Value-Added (EVA), der Economic-Profit und der Cash-Value-Added (CVA).

Unabhängig davon, ob der Übergewinn nun näher am Accounting-Modell (Sicht der Buchhaltung) oder am Economic-Modell definiert wird: er dient primär der Ermittlung der Performance oder der Wertschaffung in einem Jahr.

Allerdings wurde von den genannten Institutionen in den jeweils vertretenen Konzepten gewisse Erweiterungen vorgenommen. Sie dienen dazu, die Unternehmung anhand der Übergewinne vieler Jahre zu bewerten.

Accounting-Modell Economic-Modell, Added-Value, CAPM, Cash-Value-Added, Economic-Value-Added, Economic-Profit, Kapitalkosten, Konversionen, Market-Value-Added, Ökonomischer Gewinn, Performance.


War die Erklärung zu "Übergewinn" hilfreich? Jetzt bewerten:

Weitere Erklärungen zu