Umweltkostenrechnung

Umweltkostenrechnung bezeichnen ökologiebezogene interne Unternehmensrechnungen, die unter der Absicht stehen, zum einen ökologische Umweltwirkungen unternehmerischen Handelns intern transparent sowie zum anderen umweltschutzorientiertes Unternehmerhandeln in seinen betriebswirtschaftlichen Konsequenzen kalkulierbar zu machen. Thematisiert werden diese Rechnungen auch in Publikationen zum Umweltschutz-Controlling.

Unter den bisherigen Konzepten literaturgängiger Umweltkostenrechnungen trifft man auf der einen Seite auf einen bereits älteren Rechenansatz von Fleischmann/Paudtke. Kennzeichnend für diesen Ansatz ist der Versuch, im konventionellen gedanklichen Durchfluss von der Kostenarten- über die Kostenstellen- zur Kostenträgerrechnung durch geeignete Kostendifferenzierung und gesonderten tabellarischen Ausweis solche Positionen zu explizieren, denen partiell oder vollständig Umweltschutzbedeutung zukommt. Beabsichtigt ist damit der interne Nachweis des Verbleibs eben dieser Positionen.

Die Stärke dieses Ansatzes liegt in der konsequenten, möglichst überschneidungsfreien Sammlung umweltrelevanter Kostengrößen im Unternehmen. Seine entscheidende Schwäche dagegen liegt zum einen in der, vorwiegend aus dem Denken in Vollkosten erklärbaren, reinen Vergangenheitsorientierung, die die Möglichkeit tatsächlicher Planungsrechnungen so gut wie ausschließt. Ferner berücksichtigt dieser Ansatz vorwiegend Kostengrößen, die ohnehin, also unabhängig von ihrer möglichen Umweltrelevanz, in der konventionellen Unternehmensrechnung bereits erfasst sind. Eine explizite Berücksichtigung irgendwelcher externer Kosten erfolgt dagegen nicht. Zudem führt die vollständige Interpretation der Kostenträger wie auch der Selbstkosten als nicht-umweltschutzrelevante Kategorien innerhalb dieses Ansatzes zur Vermittlung der Illusion, dort gäbe es keinerlei ökologiebezogene Positionen.

In Kontrastierung dazu versuchen Wagner/ Janzen mit dem Vorschlag einer „Umwelt-Budget-Rechnung“ gerade die planerische Komponente in den Vordergrund zu rücken und dabei das Rechenkonzept bewusst auch für mögliche, umfassende Internalisierungen umweltschutzrelevanter externer Kosten und Kostenrisiken, aber auch externer Erlöse und Erlöschancen, zu öffnen. Unter Verknüpfung des Denkens von Vollkosten- und Vollerlösrechnung sowie von Teilkosten- und Teilerlösrechnung wie auch unter einem Grundverständnis, welches umweltschutzbezogene Unternehmensaktivitäten als typische Projektaktivitäten interpretiert, erfolgt dabei eine an den Prinzipien des Kalkulatorischen Ausgleichs orientierte umweltschutzbezogene Proj ektrechnung.

In dieser Projektrechnung konkretisieren sich dann ökologieorientierte unternehmerische Handlungs- und Planungsfelder unterschiedlicher Art, z.B. ausgedrückt in Projekten zur Emissionsminderung im Fertigungsbereich, zur Potenzialanalyse noch nicht internalisierter Umweltwirkungen eines Produktes oder etwa zur Vermeidung spezifischer Abfallarten oder Abfallmengen. Diese Projekte, die sich im Rahmen derartiger Rechnungen jeweils als spezifische Kalkulationsobjekte darstellen, spiegeln dann die Felder der aktiven Auseinandersetzung des betreffenden Unternehmens mit den ökologischen Auswirkungen seines Betriebsgeschehens wider.

Das bisher ausgereifteste und zugleich inhaltlich differenzierteste Konzept umweltschutzbezogener interner Unternehmensrechnung bietet Kloock. Unter anderem explizit anknüpfend an den Gedanken von Transaktionskosten und Koordinationsrechnung, ferner orientiert an unterschiedlichen Typenbildern unternehmerischer Umweltpolitik sowie basierend auf Konzeptionen unternehmerischer Produktionsplanung, entwickelt Kloock Modelle von Umweltkostenrechnungen als (zunächst vorwiegend operative) Plankostenrechnungen, jedoch von Ansatz und Inhalt her übertragbar auch auf andere Systeme betriebswirtschaftlicher Kosten-, Leistungs- und Erlösrechnung.

Inhaltlich wird dabei allein schon durch die differenzierenden Prämissen zur unternehmerischen Umweltpolitik auf sämtliche umweltrelevanten internen und externen Kostengrößen abgestellt. Diese finden in abgestufter Form Behandlung in den drei Rechnungsvarianten:

1) Interne Umweltkostenrechnungen

2) Ökologische Umweltkostenrechnungen

3) Ökologische oder Umweltschutzorientierte Umwelt-Nutzkostenrechnungen

Erstere bilden die zur Reduzierung internalisierter Umweltbelastungen erforderlichen Umweltschutzmaßnahmen mit ihren Kostenwirkungen ab, zweitere erfassen zusätzlich die zur Reduzierung externer Umweltbelastungen erforderlichen Schutzmaßnahmen mit ihren internalisierten und externen Kostenwirkungen und letztere schließen darüber hinaus auch die Umweltbelastungswirkungen aller betrieblichen Prozesse als eigenständig zu definierende Nutzkostengrößen ein. Dabei erhält der Transaktions- und Koordinationsgedanke insb. in dem durchgängigen Abstellen dieser Rechnungen auch auf relevante spezifische wie allgemeine Sicherungs- und Kontrollkosten seinen Ausdruck, während die dezidierte Pointierung auch ökologischer Präventions- und Lenkungsaufgaben zugleich Perspektiven strategischer Rechnungsausdehnungen öffnet.

Unabhängig von der jeweiligen Konzeption der Umweltkostenrechnung sowie dem durchgängigen Problem adäquater Abgrenzung der Umweltschutzkosten tritt als gravierendstes Problem deren jeweilige sachgerechte Bewertung auf, insb. dann, wenn diese Kosten aus freiwilligen, also weder gesetzlich noch behördlich erzwungenen unternehmerischen Umweltschutzaktivitäten resultieren. Abhängig von den jeweiligen unternehmenspolitischen Grundeinstellungen können dann allenfalls subjektive Bewertungsansätze greifen. Zusätzlich virulent wird gerade bei längerfristiger Betrachtung das Problem der Bewertung unkalkulierbarer Folgekosten, etwa resultierend aus nicht vorhersehbaren kostenwirksamen Entwicklungen im Bereich der Umweltschutzgesetzgebung oder des Verhaltens von Umweltschutzbehörden und weiteren umweltschutzbezogenen Interessen- oder Anspruchsgruppen (Stakeholdern).

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