Unternehmenswertorientiertes Anreizsystem ist ein Motivationsinstrument des wertorientierten Controlling, das eine gezielte Verhaltensbeeinflussung des Managements anstrebt, um dessen Aktivitäten auf die Steigerung des Eigentümerwertes als oberstes Unternehmensziel auszurichten. Dies geschieht, indem die individuellen Ziele des Managements mit der Zielgröße der Eigner, der Steigerung des Aktionärsvermögens, verknüpft werden. Eine derartige Anreizgestaltung kann neben dem Top-Management auch auf weitere Hierarchieebenen des Unternehmens ausgeweitet werden.
Erfolgen Unternehmensplanung und -steuerung nicht durch die Eigentümer (Principal) selbst, sondern werden sie auf Manager (Agent) übertragen, besteht die Gefahr, dass Letztere individuelle Ziele zu Lasten der Eigentümerinteressen verfolgen. Dabei liegt i.d.R. eine asymmetrische Informationsverteilung zwischen den Akteuren zugunsten des Managements vor, was sowohl für die Unternehmens- und Umfeldsituation als auch für die konkreten Handlungen des Managements selbst gilt.
Zur Lösung dieses agency-theoretischen Problems werden gezielte Anreize gesetzt bzw. zu einem Anreizsystem gebündelt, indem der individuelle Nutzen des Managers an eine Beurteilungsgröße gekoppelt wird, die wiederum in engem Zusammenhang mit dem Ziel der Unternehmenswertsteigerung steht. Zum Einsatz gelangen dabei vor allem materielle Anreize in Form von Geldzahlungen oder der Beteiligung am Unternehmenswert.
Besondere Bedeutung kommt der Auswahl einer geeigneten Beurteilungsgröße zu, die zum einen dem Ziel einer langfristigen Unternehmenswertsteigerung Rechnung trägt, zum anderen einen eher kurzfristigen, periodenbezogenen Bewertungsmaßstab für die Leistung des Managements liefert. Dabei kann entweder ein direkter Bezug zum Kapitalmarkt hergestellt oder auf interne Größen der Unternehmensrechnung zurückgegriffen werden. Obwohl der Aktienkurs eines börsennotierten Unternehmens direkt der Zielgröße der Eigner entspricht, ist seine Verwendung als Beurteilungsmaßstab bedingt durch Marktunvollkommenheiten des Kapitalmarktes, insb. im Bereich der Informationseffizienz, eingeschränkt. Als Ersatzgrößen zur Beurteilung des Managements bieten sich jedoch eine Vielzahl unternehmenswertorientierter Kennzahlen aus der internen Unternehmenssteuerung an, wie z.B. CFROI, EVA( oder CVA (unternehmenswertorientierte Performancemaße).
Damit wertorientierte Anreizsysteme entsprechende Motivationswirkungen i.S.e. Unternehmenswertsteigerung entfalten, müssen folgende Bedingungen erfüllt werden:
– Anreizkompatibilität, indem eine höhere Belohnung nur durch einen höheren Erreichungsgrad der Eignerziele erreicht wird
– Controllability, i.S.e. Beeinflussbarkeit der Beurteilungsgröße durch die Aktivitäten des Managements
– Intersubjektive Überprüfbarkeit der Beurteilungsgröße durch Eigner sowie Manager, wobei insb. Manipulationsspielräume zu vermeiden sind
– Transparenz, indem der Zusammenhang zwischen Aktivität, Beurteilungsgröße und Belohnung nachvollziehbar ist
– Zeitnähe, da mit steigender zeitlicher Differenz zwischen Aktivitäten, Leistungsmessung und Belohnung die Motivationswirkung des Anreizsystems abnimmt
Im Zuge der steigenden Unternehmenswertorientierung der Unternehmen erfahren wertorientierte Anreizsysteme einen zunehmenden Einsatz in der Unternehmenspraxis, wobei insb. Aktien, Aktienoptionen, Bezugsrechte sowie auch virtuelle Beteiligungen (Phantom Stocks) in den verschiedensten Ausgestaltungsmodalitäten Anwendung finden.