Der Valutakredit entsteht dadurch, dass ein Lieferant die Ausgangsrechnungen auf einen bestimmten Zeitpunkt nach der Lieferung datiert oder mit einer entsprechenden Wertstellung versieht. Der Zeitunterschied zwischen der Lieferung und Berechnung der Güter wird als Valutafrist bezeichnet. In der Praxis sind Valutakredite mit Fristen von bis zu sechs Monaten anzutreffen. Valutafristen kommen oft unbewusst zustande, weil Rechnungen zu spät erstellt und nicht auf den Zeitpunkt der Lieferung zurückdatiert werden. Das bewusste Valutieren ist ein Marketing-Instrument, mit dem z. B. folgende Ziele erreicht werden können:
Schnelle Markteinführung neuer Produkte und Absatzförderung von Produkten im Saisontal.
Unter der Annahme eines gegebenen Umsatzes kann es für den Lieferanten zweckmäßig sein, eine Valutafrist einzuräumen, wenn es damit gelingt, die Kosten der Lagerhaltung durch größere Bestellmengen oder vorgezogene Lieferungen teilweise auf die Kunden abzuwälzen. Vor allem bei Produkten mit saisonalen Umsatzschwankungen ist zwischen Valutierung und Lagerhaltung zu entscheiden.
Durch die Gewährung von Valutakrediten wird der Fließwiderstand in der Pipeline des Absatzkanals vermindert, wodurch die Durchsatzgeschwindigkeit der Waren beziehungsweise die Umschlagshäufigkeit des Lagerbestandes steigt.
Die Valutierung von Rechnungen ist für den Lieferanten vorteilhaft, wenn unter sonst gleichen Bedingungen die zusätzlichen Kosten der Kreditvergabe geringer sind als die Verminderung der Lagerhaltungskosten. Dabei ist neben dem Kostenvergleich zu berücksichtigen, dass die Vorräte Eigentum des Lieferanten sind, Während beim Verkauf auf Kredit lediglich ein (verlängerter) Eigentumsvorbehalt besteht. Andererseits haben Außenstände einen höheren Liquiditätsgrad als Vorräte, was sich auf die Bonität des Lieferanten positiv auswirkt.
Die gelegentliche Valutierung von Rechnungen bzw. eine Verlängerung der Valutafrist hat für den Lieferanten folgende Vorteile:
Die Nachfrage kann außerhalb der Hauptsaison angeregt werden, so dass jahreszeitlich bedingte Umsatzschwankungen gemildert werden.
In der Hauptsaison können die Kunden zum Auffüllen ihrer Lagerbestände veranlasst werden, wodurch die Pipeline für Konkurrenzprodukte verstopft wird.
Es entfallen Lagerkosten und Absatzrisiken für die frühzeitig verkauften Produkte.
Die Verlängerung der Valutafrist stellt eine Sonderkondition dar, die für die Konkurrenz „unsichtbar“ ist.
Die Verlängerung der Valutafrist ist umkehrbar, das heißt eine spätere Verkürzung oder Aussetzung ist gegenüber den Kunden leichter durchzusetzen, als eine Verkürzung des Zahlungszieles.
Die Nachteile des Valutakredits sind finanzwirtschaftlicher Art:
Der Kredit ist unentgeltlich
Die Kosten der Kapitalbindung steigen
Das Risiko des Forderungsausfalls steigt.