Vermögensanalyse umfasst als Element der retrospektiven Finanzlage-Analyse die Untersuchung von Art und Zusammensetzung des Vermögens, die Dauer der Vermögensbindung und die hinter der Vermögenszusammensetzung liegenden Geschehnisse im Bereich der Investitionstätigkeit. Die Vermögensstruktur ist unter dem Gesichtspunkt der Bindungsdauer ein Indiz für die eingegangenen finanziellen Bindungsrisiken, für die Liquidierbarkeit der Positionen und für die Anpassungsflexibilität bei sich verändernden Absatzgegebenheiten. Die Vermögensausstattung ist von Bedeutung für die betriebliche Leistungsfähigkeit, Rentierlichkeit und finanzielle Stabilität des Unternehmens. Die Auswirkungen auf die Finanzlage hängen auch von der Nutzungs- und Investitionsintensität im Vermögensbereich ab.
Zur Analyse der Vermögensstruktur werden Kennzahlen über den Aufbau des Vermögens herangezogen, wobei vor allem folgende Gliederungszahlen bedeutsam sind:
Weitere Strukturkennzahlen sind je nach Einzelfall zur Vertiefung sinnvoll. Zur betriebswirtschaftlichen Bewertung werden diese Kennzahlen im zeitlichen Vergleich hinsichtlich ihrer Veränderung und im überbetrieblichen Vergleich z.B. mit Branchendurchschnittswerten verglichen, um Auffälligkeiten in der Vermögensbindung des Unternehmens festzustellen. Für die finanzielle Analyse sind daraus Hinweise auf Investitionsschwerpunkte, Liquidierbarkeit, Bindungsrisiken und finanzielle Dispositionselastizität des Vermögens zu entnehmen.
Die Analyse von Vermögensgegebenheiten auf der Basis ausgewiesener Bilanzzahlen ist nicht unproblematisch, da diese Zahlen durch Ansatz- und Bewertungsspielräume sowie steuerliche Bewertungsmöglichkeiten beeinflusst sind und zudem gesetzliche Bewertungsobergrenzen für Vermögensgüter bestehen, so dass u.U. beträchtliche stille Reserven vorhanden sein können.
Der Einfluss des Vermögens auf die Finanzlage des Unternehmens hängt u.a. von der Intensität ab, mit der das verfügbare Vermögen genutzt wird. Je höher die Umschlagshäufigkeit der Vermögensbestände ist, um so weniger Vermögens- und Kapitalbindung ist zur Bewältigung eines vorgegebenen Leistungsrahmens nötig, anders ausgedrückt: Je länger die Bindungsdauern sind, um so mehr Vermögen muss zur Bewältigung desselben Leistungs- und Umsatzvolumens bereitgestellt und finanziert werden. Die Analyse des Vermögensumschlags kann als Umschlagshäufigkeit oder als Umschlagsdauer bzw. Bestandsreichweite erfolgen.
Die Umschlagshäufigkeit des Gesamtvermögens ist vergleichsweise heterogen; eine vertiefte Analyse verlangt die Auflösung dieser Zahl in Umschlagsgegebenheiten für einzelne Vermögenskategorien. Auf dieser Grundlage ergeben sich Aussagen über die Angemessenheit der jeweiligen Bestände. Durch auffallende Verlängerung der Bindungsdauern im zeitlichen Vergleich sind z.B. Fehlentwicklungen in der Vorratswirtschaft zu erkennen, im überbetrieblichen Vergleich werden betriebliche Schwachstellen in Vorratshaltung und Logistik durch eine weniger intensive Nutzung des Vermögens als in anderen Unternehmen deutlich.
Zur vertieften Analyse der Umschlagsgegebenheiten des Gesamtvermögens sind wegen der kurzfristigen Gestaltbarkeit insb. auf das Umlaufvermögen bezogene Zahlen einzubeziehen.
Im Rahmen der Investitionsanalyse sollen Informationen zur Beurteilung von Substanz und Wachstum des Unternehmens gewonnen werden über die Abgeschriebenheit des Anlagevermögens sowie über die Aufteilung der Investitionen auf Ersatz- und Erweiterungsinvestitionen. Die Auswertung der Kennzahlen erfolgt durch zeitlichen Vergleich und im Vergleich mit branchendurchschnittlichen Werten. Zur Beurteilung der Investitionstätigkeit sind vor allem folgende Kennzahlen gebräuchlich.