Wissenscontrolling ist die Funktion der Sicherstellung eines rationalen Managements der Ressource Wissen;“ d.h., dass Wissensbedarf, -nachfrage und -verfügbarkeit ausgeglichen werden müssen. Die Teilaufgaben Ist-Aufnahme (Transparenz über das verfügbare Wissen), Soll-Bedarf feststellen (voraussichtlicher Wissensbedarf) und Ableitung von Wissenszielen, ggf. engpassorientierte Fokussierung des Wissensmanagements bilden den Regelkreis des Wissenscontrolling:
Die Phase der Wissensbewertung mit ihren Messinstrumenten und Bewertungsmethoden ist eng verknüpft mit der Planungsphase, in der, basierend auf einer Feststellung des Ist-Zustandes der organisatorischen Wissensbasis, ein Soll-Profil entsprechend einer zielkonformen Entwicklung beschrieben wird. Auf dieser Grundlage erfolgt die Formulierung der anzustrebenden Ziele. Diese Controllingaufgaben sollen dabei durch ein Wissenscontrolling erfüllt werden, das idealerweise als Subsystem des Wissensmanagements installiert wird, um den Anschluss des Wissensmanagements an die unternehmerischen Planungs-, Steuerungs- und Kontrolltätigkeiten zu bilden und die Generierung von Führungsinformationen zu ermöglichen.
Ein Wissenscontrolling unterstützt den gesamten Managementprozess und bedient sich der dort vorliegenden Instrumente zur Transparenzschaffung und Bewertung ebenso, wie es Methoden und Instrumente zur Schaffung von Transparenz, zielorientierter Datenbereitstellung und Abweichungsanalysen einbringt. Insbesondere die Verwendung von geeigneten Indikatoren, wird zur Grundlage der für Controllingzwecke herzustellenden Messbarkeit von Wissenszielen und -maßnahmen. Unsichere kausale Zusammenhänge lassen sich durch die Entwicklung der zu steuernden Faktoren bestätigen oder falsifizieren: Verläuft die Entwicklung wie gewünscht, ist es wahrscheinlich, dass die angewandten Methoden einen positiven Beitrag zur Zielerreichung erbringen.
Schwierigkeiten des Wissenscontrolling liegen dennoch vor allem in der Messung der Wissensbasis, der streuenden Wirkung von Wissensmanagement-Maßnahmen und der Darlegung kausaler Zusammenhänge zwischen Maßnahmen und Ergebnissen. Als zentrale Probleme werden daher gemeinhin die finanzielle Bewertung einer Bestandsgröße „Organisatorische Wissensbasis“ sowie die Evaluierung des Zusammenhangs zwischen einer Veränderung der Wissensbasis und der Auswirkungen auf den unternehmerischen Erfolg genannt. Weiss benennt wesentliche messtechnische Probleme der Nutzenmessung von Bildungsmaßnahmen im Rahmen eines Bildungscontrolling, die auf den Kontext des Wissensmanagements ohne weiteres übertragbar sind.
Es wird deutlich, dass Anknüpfungspunkte für ein Wissenscontrolling im Wissensmanagement durchaus bestehen. Eine Integration des Wissensmanagements in bestehende Controllingsysteme ist demnach notwendig, wenn die Ressource Wissen i.S. strategischer Unternehmensziele gesteuert werden soll. Wissensmanagement in eine Controlling-Konzeption einzubinden ist nicht nur für die Effizienz des Wissensmanagements selbst von Vorteil, sondern erscheint auch absolut notwendig, wenn man die Interdependenzen zwischen den verschiedenen Erfolgsfaktoren eines Unternehmens — insb. in der strategischen Planung — anerkennt.
Wissen als einer dieser Faktoren sollte nicht isoliert betrachtet werden, wenn eine zielgerichtete strategische Ausgestaltung der entsprechenden Potenziale angestrebt wird. Daher wäre es sinnvoll eine Integration in die Planungs-, Steuerungs-, und Kontrollmechanismen des Unternehmens, die naturgemäß vom Controlling geliefert werden, zu leisten.
Controlling-Konzepte wie Balanced Scorecard, -Risikomanagement und -Benchmar-king bieten bereits Ansatzpunkte für das Management von Wissen. Die beschriebenen Controllingkonzepte enthalten Ansätze zur Steuerung »weicher“ Faktoren — mit der Chance, Wissen in die Steuerungs- und Berichtswege des Unternehmens aufzunehmen.