ZVEI-Kennzahlensystem

ZVEI-Kennzahlensystem ist ein multifunktionales Kennzahlensystem, das vom Zentralverband der Elektrotechnischen Industrie (ZVEI) entwickelt wurde und dessen Ziel es ist, ein Analyse- und Planungsinstrument für die Unternehmenssteuerung zu liefern. Das analytische Instrument stellt darauf ab, durch Zeit- und Berichtsvergleiche sachliche Feststellungen über die Lage der Unternehmen zu gewinnen. Als Planungsinstrument sollen die Kennzahlen den unternehmerischen Zielsetzungen durch Plangrößen einen zahlenmäßig fassbaren Inhalt geben. Dabei kann je nach Bedarf von relativen und absoluten Zielen gesprochen werden. Bei Zielen auf Basis relativer Kennzahlen sind diese in ihrer Struktur mit den amerikanischen „ratios“ identisch. Bei absoluten Zielen wird eine globale Zielgröße vorgegeben, etwa der Umsatz einer Periode und aus dieser Größe werden dann die Planzahlen des Systems abgeleitet.

Oberstes Ziel des ZVEI-Kennzahlensystems ist die Ermittlung der Effizienz eines Unternehmens. Inhaltlich zerfällt die Ermittlung der Effizienz in Wachstumskomponenten und Strukturkomponenten.

Die Wachstumsanalyse soll Veränderungen der Zeitreihe mit Hilfe bestimmter Indexkennzahlen feststellen. Die Strukturanalyse hingegen dient der Untersuchung der Risikobelastungen der Ertragsfähigkeit der Unternehmung. Die Wachstumsanalyse versucht mit Hilfe von zehn Kennzahlen, die sich in fünf Gruppen einteilen lassen, eine Analyse der Vertriebstätigkeit, des Ergebnisses, der Kapitalbindung, der Wertschöpfung und der Beschäftigung. Bei Wachstumsanalysen stehen die einzelnen Kennzahlen weitgehend isoliert nebeneinander.

Anders hingegen sieht die Strukturanalyse des ZVEI-Kennzahlensystems aus. Dieser eigentliche Kern des Kennzahlensystems versucht, die Informationen aus dem betrieblichen Rechnungswesen zu strukturieren und zu verdichten. Eine solche Verdichtung wird auf verschiedene Art und Weise durchgeführt. Zunächst wird ein Rechensystem zugrunde gelegt, das eine hierarchische Gliederung und eine Spitzenkennzahl aufzuweisen hat. Das Rechensystem selbst wird in verschiedene Sektoren untergliedert.

In den einzelnen Sektoren sind es dann verschiedene Kennzahlentypen, die eine solche Strukturanalyse ermöglichen sollen. Die einzelnen Kennzahlen stellen entweder Ertragskraftkennzahlen oder Risikokennzahlen dar. Gleichartige Kennzahlen, die entweder nur Bestandszahlen (Risiko-Kennzahl) oder nur Bewegungszahlen (Ertragskraft-Kennzahl) sind, werden als Typ A bezeichnet, die Mischtypen hingegen als Typ B. Bei den Mischtypen, d.h. bei denjenigen relativen Kennzahlen also, die aus Strom- und Bestandsgrößen bestehen, hängt die Interpretation der Kennzahl davon ab, ob eine Bestands- oder Stromgröße im Zähler steht. Eine Bestandsgröße im Zähler ist also eine Risikokennzahl Typ B, eine Stromgröße im Zähler hingegen als Ertragskraftkennzahl Typ B zu interpretieren. Daraus ergibt sich, dass sämtliche im ZVEI-Kennzahlensystem verwendeten Größen als Ertragskraft- bzw. Risikokennzahlen interpretierbar sind.

Das ZVEI-System weist ungefähr 140 Kennzahlen auf, von denen lediglich 60 benötigt werden. Die restlichen Kennzahlen haben die Funktion, die mathematische Verknüpfung des gesamten Systems sicherzustellen. Dadurch, dass ausschließlich relative Kennzahlen zugelassen sind, bereitet ein solches Vorgehen grundsätzlich keine Schwierigkeiten, allerdings ist darauf hinzuweisen, dass aufgrund einer solchen Konstruktion zahlreiche redundante Informationen entstehen.

Das Kennzahlensystem der Elektrotechnischen Industrie stellt einen ersten Schritt im deutschen Sprachraum dar, ein ausgearbeitetes Informationssystem zum Zwecke der Unternehmenssteuerung zu entwickeln. Problematisch ist allerdings die Sektorenbildung des Systems. Dass Bilanzkennzahlen immer Risikokennzahlen sind, wird über die Logik der Bilanz begründet. Dass Vermögenspositionen immer gewissen Risiken unterliegen, soll an dieser Stelle nicht bestritten werden. Eine einseitige Betrachtungsweise ausschließlich auf der Basis des Risikogedankens scheint allerdings überzogen. Daneben scheinen Abgrenzungen zwischen Ertragskennzahlen vom Typ B und Risikokennzahlen vom Typ B äußerst problematisch. So kann durch die Bildung der Inversen die Risikokennzahl vom Typ B in eine Ertragskennzahl von Typ B übergeführt werden, mit dem Ergebnis, dass etwa die Umschlagshäufigkeit des Kapitals als Rentabilitätskennziffer und die Relation Kapital/Umsatz als Risikokennzahl interpretiert wird.

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