Die Kurzfassung der Definition der Betriebsunterbrechungsversicherung steht im Lexikon. Dort heißt es, dass die Versicherung dem Unternehmer den Gewinn sichert und seine Kosten deckt – und das auch während einer Betriebsunterbrechung. Um entscheiden zu können, ob und wann sich diese Form der Versicherung rechnet oder eignet, braucht es jedoch mehr Antworten auf wichtige Fragen, die dieser Beitrag bereithält.
Diese Versicherung ist eine Ertragsausfallversicherung
Mit dieser Kategorisierung wird zunächst einmal klar, dass die Betriebsunterbrechungsversicherung eine spezielle Form der Schadenversicherung ist, die einem Unternehmer dann nützt, wenn die betriebliche Leistungsfähigkeit eingeschränkt ist und der Unternehmer eben dadurch auf Erlöse verzichten muss. Das in der Police versicherte Objekt ist das Unternehmen, allerdings nicht etwa die Produktionsfaktoren, sondern die Erlöskraft des Betriebs.
Entscheidend darüber, ob die Betriebsunterbrechungsversicherung für einen Schaden aufkommt oder nicht, ist der Schaden selbst bzw. inwiefern dieser in der Police abgedeckt ist. Typischerweise greift eine Betriebsunterbrechungsversicherung dann, wenn das Unternehmen vorübergehend nicht leistungsfähig war, weil etwa die öffentliche Versorgung mit Wasser, Heizung oder Strom gekappt wurde. Sowohl die Gründe für den Betriebsausfall als auch der versicherte Zeitraum sind als Haftzeit im Versicherungsvertrag dokumentiert. Denkbar sind auch Gründe, die im Prozess bei der Produktion, der Beschaffung und dem Absatz zu verorten sind.
Die Betriebsunterbrechungsversicherung deckt interne und externe Risiken ab
So deckt die Betriebsunterbrechungsversicherung das Risiko ab, dass durch interne und externe Einflüsse der Betrieb gestört wird und daraus geringere Erlöse entstehen. Die Liste an unterschiedlichen Varianten dieser Versicherung ist lang, weshalb jeder Unternehmen für sich selbst prüfen muss, welche Versicherungsvariante die Geeignete ist. Die Grundversicherung hört auf den Namen Betriebsunterbrechungsversicherung. Speziellere Varianten sichern
- den Brandfall,
- technische Gründe,
- den Maschinenausfall,
- das Umgreifen von Tierseuchen,
- und den Transport ab.
Auch gibt es Nischenbereiche, wie beispielsweise die Filmausfallversicherung sowie die Veranstaltungsausfallversicherung, die große Eventagenturen abschließen, um das Risiko abzusichern, dass der gebuchte Künstler plötzlich nicht auf der Bühne steht und ein Berg an Kosten beim Veranstalter hängen bleibt. Ein Vermieter könnte hingegen eine Mietverlustversicherung abschließen, um die Folgen eines Mietausfalls zu kompensieren.
Bei den meisten Versicherungsagenturen werden sowohl Wetterkapriolen, wie etwa Hagel und Sturm, Überschwemmung und Lawinen, Schneelasten und Erdrutsche, versichert, aber auch Kosten, die aufgrund von Wasserlöschanlagen (in Folge eines Brandes), von Vandalismus, Einbruchdiebstahl und undichten Wasserleitungsrohren entstehen. Selbst interne Betriebsausfälle, die auf Streiks und Unruhen zurückzuführen sind, können sich über eine Betriebsunterbrechungsversicherung absichern lassen.
Abbildung 2: Auch ein Streik könnte die Erlöskraft des Unternehmens schmälern und wäre ein Fall für eine Betriebsunterbrechungsversicherung.
Das wird im Schadensfall berechnet
Im Schadensfall ist der entgangene Deckungsbeitrag die wichtigste Größe. Um den sogenannten Umsatzausfall zu berechnen, ist der Ist-Umsatz mit dem Soll-Umsatz abzugleichen unter Berücksichtigung von Wachstumstrends oder regionalen Schwankungen der Branche. Der entgangene Umsatz ist der Ausgangspunkt, der um den Materialaufwand, die Energiekosten und andere variable Kosten reduziert wird. Diese variablen Kostenfaktoren werden mit einer Betriebsunterbrechungsversicherung nicht abgedeckt. Ebenfalls wirken sich die Erträge mindernd aus, die erwirtschaftet wurden, weil interne oder externe Einflüsse den normalen Betriebsfluss gestört haben. Anschließend trägt die Betriebsunterbrechungsversicherung zwei Kostenpakete: die Fixkosten und die Gewinneinbußen.
Um von der Betriebsunterbrechungsversicherung im Ernstfall profitieren zu können, sind drei Versicherungsfaktoren entscheidend. Darüber hinaus sind sie Stellschrauben, die es ermöglichen, die Versicherungsprämie, die vom Unternehmer zu leisten ist, in der Höhe zu regulieren.
Die Versicherungssumme – Diese wird in der Versicherung als Deckungssumme bezeichnet und gilt als Maximalbetrag im Schadensfall. Einzeln dokumentiert werden die Deckungssummen für Personen- und Sachschäden. Eine Orientierungshilfe ist die Untergrenze von drei Millionen Euro.
Bezüglich der Kosten gilt hier: Je niedriger die Versicherungssumme ausfällt, desto geringer sind auch die Kosten, die der Unternehmer für die Versicherung zu berappen hat. Eine Bedarfsanalyse im Vorfeld sollte Klarheit darüber bringen, wie hoch die Deckungssumme ausfallen sollte.
Die Selbstbeteiligung – Diese kalkulatorische Größe zeigt an, wie viel des Schadens der Versicherte selbst trägt. Dieses Konstrukt gibt es bei vielen anderen Versicherungen auch. Dabei gilt: Liegt der Gesamtschaden unter dem vereinbarten Selbstbehalt, muss der Unternehmer allein für die Kosten aufkommen.
Bezüglich der Kosten gilt hier: Der Selbstbehalt kann die Kosten für die Versicherung senken, allerdings raten Experten zu einer realistischen Summe. Wäre der Selbstbehalt im Schadensfall nicht eigenständig tragbar, gibt es keine zweite Absicherung für diesen Kostenpunkt.
Die Laufzeit – Traditionellerweise werden Gewerbeversicherungen für einen Zeitraum zwischen ein und drei Jahren abgeschlossen. Möglich sind sicherlich auch längere Vertragslaufzeiten, allerdings krankt es bei diesen Modellen an der Flexibilität für den Versicherungsnehmer.
Bezüglich der Kosten gilt hier: Eine längere Laufzeit ist natürlich für den Versicherungsgeber ein Glücksfall. Dementsprechend attraktive Boni kann es für jene geben, die sich für eine längere Versicherungslaufzeit entscheiden.
Häufig wird die Betriebsunterbrechungsversicherung auch als Ertragsausfallversicherung bezeichnet. Bei dieser Versicherungsalternative spielen allerdings die Anzahl der Mitarbeiter, die Höhe des Umsatzes, der Standort des Unternehmens sowie die Gehälter inkl. etwaiger Prämien eine Rolle.
Abbildung 2: pixabay.com © WFlore (CC0 Public Domain)